Als dieses Wiki statt Kommentaren noch Diskussionsseiten hatte, entstand zu dieser Seite eine Seitendiskussion: Seitendiskussion-ThePhysicsOfImmortality
Buch: Frank J. Tipler, "The Physics of Immortality".
Lektüre-Notizen:
Laien-Teil:
- "Preface":
- "Acknowledgments":
- "Mathematics and Conventions in this Book":
- "I. Introduction":
- Omega-Point-Theorie: Das Universum hält einen allwissend-allgegenwärtiges-allmächtigen Gott bereit, und irgendwann in der Zukunft wird er alle je Gestorbenen wieder zum Leben erwecken. Und das ist wissenschaftlich und falsifizierbar.
- Der Mensch geht ganz in den Gesetzen der Physik auf. Seine Seele ist Software, die auf dem Computer Gehirn läuft und in der Zukunft identisch emuliert werden kann.
- Die Zukunft des Universums ist viel länger und damit gewichtiger als seine Vergangenheit: 20 Milliarden Jahre vs. mindestens 100 Milliarden Jahre! Richten wir den Blick also auf die Zukunft, denn hier spielt fraglos die eigentliche Musik. Die Offenbarung tut das auch: Im Original-Hebräisch wird Gott nicht als das bezeichnet, was ist, sondern als das, was sein wird.
- Entweder ist Theologie totaler Unsinn, oder sie muss Teilgebiet der Physik sein. Wenn es einen Gott gibt, dann muss die Physik ihn finden können. Eine Theologie, die nicht aus den physikalischen Naturgesetzen herleitbar ist, hat nichts zu sagen. Die richtigen Theologen versuchten sich schon immer daran. Nur in der Moderne, da wurden ihre Beweisketten gegenüber der atheistischen Naturwissenschaft so schwach, dass sie sich auf Sinnsuche-Blafasel zurückzogen. Kants Ausweichstrategie: über Gott, den Freien Willen und die Unsterblichkeit könne die Naturwissenschaft nichts sagen. Aber Blödsinn, schaut her! Eine Theologie, die sich nicht traut, ihre Modelle der harten Wissenschaft zu öffnen, wird sich nach und nach selbst abschaffen. Eine solche Theologie hat es auch nichts Anderes verdient, als dass das Volk nach und nach zum Atheismus konvertiert.
- Evolutionswissenschaft war auch schonmal postdarwinistisch-gottesgläubig, vor einem Dreivierteljahrhundert: Teilhards radiale Energie! Dann kehrte der atheistische Darwinismus zurück. (Tipler scheint solche "es gibt da eine Energie jenseits der von uns im Labor messbaren!"-Thesen abzulehnen. Für sein Modell beansprucht er schließlich harte Physik!)
- Eine Annahme über die Zukunft des Universums: Es muss weiter fähig bleiben, Leben aufrecht zu erhalten. Begründung: Alles Andere wäre hässlich. Und Schönheit war schon immer eine gute Heuristik für wissenschaftliche Wahrheitssuche!
- Die Omega-Point-Theory ist nicht unbedingt christlich. Sie deckt sich mit dem gemeinsamen Kern der großen Weltreligionen. Für Deckungsgleichheit auch mit den eigenen Details etwa des Christentums müsste man schon Einiges hin und her biegen.
- Glauben spielt übrigens keine Rolle für dieses Projekt hier. Ziel ist eine wissenschaftliche Theorie.
- "II. The ultimate limits of space travel":
- In einer Milliarde Jahre wird die Expansion der Sonne alles Leben auf der Erde ausgelöscht haben. Bis dahin müssen wir in den Restweltraum expandieren. Und zwar mittels Roboter-Raumschiffen, die unsere DNA verschicken!
- Der Turing-Test als Maßgabe für Menschen- und Personenhaftigkeit überwandte den Rassismus und Sexismus. Den auch Frauen und Neger passierten ihn! Als Integrations-Ausweitungs-Aufforderung für diese Begriffe sollte er so auch für Maschinen-Intelligenzen taugen.
- Klein-Kurzweil-Rechenspiele zur Schaffbarkeit der Hirn-Rechenkapazitäten dank Moore's Law. 100 Teraflops braucht's maximal! Ob die Schätzung fürs Gehirn stimmt, na wer weiß, aber zumindest die Zukunftsprognosen über Rechenkräfte aus einem Buch Anfang der 1990er haben bis jetzt gehalten.
- Argumente gegen Maschinen-Intelligenz-Verneiner:
- Finite State Machine: Eingaben und algorithmisch daraus folgende Zustände endlich und digital. Eine FSM ohne immer wieder neuen Input verfällt irgendwann in eine Periode. Aber auch eine FSM mit immer wieder neuem Input wird, auf die Unendlichkeit gemappt, jede mögliche Zustandsfolge irgendwann wiederholen, wenn auch nicht unbedingt periodisch.
- Infinite State Machine: z.B. die Turing-Maschine. Kann auf ihrem unendlichen Speicherband die Zustands-/Reaktions-/Algorithmus-Tabellen aller denkbaren FSMs schreiben. Kann also alle FSMs und all deren Berechnungen emulieren. Emulieren heißt: perfektes Simulieren. Weitere ISMs: Billardtisch, Game of Life.
- Church-Turing-These: Es gibt keine Maschine, die nicht von einer Universellen Turing-Maschine simuliert werden kann.
- Lieblingssport von Singularitarianern: John Searles Chinese-Room-Argument widerlegen. Ein einzelner Mensch kann einen hinreichend leistungsfähigen Computer so wenig emulieren, wie er auf den Mond springen kann; dass der einzelne Mensch in dem Chinesisch-Raum also kein Verstehen hat von seiner Übersetzungsarbeit, beweist nur, dass auch ein einzelnes Neuron oder ein einzelnes Schaltelement kein Verstehen hätte. Nehmen wir dagegen die ganze Weltbevölkerung, dann ist es diese Totalität, die etwas versteht, nicht das einzelne menschliche Gehirn.
- Jetzt, wo wir die Mensch-Intelligenz-Emulation gelöst haben, können wir sie in Nano-von-Neumann-Proben stecken, die Antimaterie-Annihilations-betrieben mit angenäherter Lichtgeschwindigkeit unsere Nachbar-Sonnensysteme erkunden, sich dort unter Ausbeutung der örtlichen Himmelskörper vermehren und aus den gesammelten Materialien und den mitgeflogenen DNA-Gebrauchsanleitungen örtliche Menschen-Siedlungen seeden, entweder auf Planeten oder in selbstgebauten O'Neill-Babylon5s. Tipler hält ein solches von-Neumann-Proben-Programm binnen der nächsten Jahrhunderte für hochwahrscheinlich.
- Wie lange dauert es, solherart unsere Biosphäre auf unsere Galaxis auszuweiten? Auf Nachbar-Galaxien? (Hier ist die Lichtgeschwindigkeitsreisezeit der größte Faktor) Auf das gesamte Universum? Da werden langsam Fragen relevant wie: Wie schnell dehnt sich das Universum aus, bleibt es irgendwann stehen, fällt es irgendwann in sich zusammen? Letzterenfalls immerhin müsste die Biosphäre tatsächlich irgendwann das gesamte Universum ausfüllen. Und sein Zusammenfallen / Sich-Zusammenziehen als Energie-Quelle nutzen, bestimmte Gebiete stabiler halten und dafür bei Anderen das Schrumpfen zwecks höherer Energie-Ausbeute beschleunigen.
- "III. Progress against the Eternal Return and the Heat Death":
- Es gibt zwei Ideen der Fortschrittsfeindlichkeit in der Physik: die der ewigen Wiederkehr des Immergleichen und die der Entropie, des unverhinderbaren und unumkehrbaren Zurückfallens jeder Ordnung in den Hitzetod. Und Tipler scheint sich vorgenommen zu haben, beide auszubooten!
- Die Idee des Hitzetods ist hässlich und macht hoffnungslos. Sie versalzte Charles Darwin die Hoffnung auf eine Evolution hin zum Immer-Besseren. Seit dem 19. Jahrhundert wird immer mal wieder versucht, sie anzugreifen. Mancher spekulierte sogar, dass das Zweite Gesetz der Thermodynamik doch gar nicht für ewig gelten müsse! So weit will Tipler dann doch nicht gehen. Was er aber einen interessanten Ansatz findet: Die Begrenztheit der verfügbaren Energie, um in unserem Universum Ordnung aufrecht zu erhalten, anzuzweifeln. Schließlich lasse sich aus dem kommenden Zusammenschrumpfen des Universums unendlich viel Energie erzeugen!
- Moralischer Angriff auf die Ewige Wiederkehr des Immergleichen: Sisyphus-Zyklismus verwirft das Streben nach Glück und Fortschritt. Nietzsche begründet damit Nihilismus und Heidegger damit Nazismus und Technikfeindlichkeit. Eine Welt ohne Fortschritt braucht weder Gott noch Wissenschaft. Das Christentum war es, das gegen die antiken Zyklisten die Fortschrittsgeschichte setzte.
- Der Westen pflegt Humanismus-Rassismus: Versklavt und vermeidet die Roboter! Umgekehrt bei den Japanern. Deren Buddhismus-Shintoismus lehrt sie, die ganze Welt, den Mensch, die Natur, den Automaten als Träger von Leben zu sehen und zu respektieren, nicht nur einen auserwählten Gencode.
- Thomas Kuhn war auch ein übler Zyklist, und zwar bezogen auf Wissenschaftsgeschichte. Wie sich das Standard-Modell der Physiker durchsetzte, widerlege ihn aber: nämlich rein rational und objektiv!
- Poincarés Wiederkehrsatz: Nicht so ganz verstanden. Aber offenbar ein mathematischer Beweis der Ewigen Wiederkehr von Zuständen in Systemen bestimmter Voraussetzungen die mir nicht ganz klar geworden sind trotz Entropie-Tendenz, wenn man nur lange genug Zeit gibt. (Tatsächlich, wenn ich in der Wikipedia hierzu ein bisschen rumspaziere, lande ich irgendwann bei Nietzsches Ewiger Wiederkehr!)
- Markov-Ketten: Jeder neue Zustand wird nur von seinem unmittelbaren Vorgänger bestimmt; die weiter zurückliegende Vergangenheit ist unbedeutend. Gibt es eine endliche Zahl von Zuständen (und damit Wahrscheinlichkeiten des jeweils nächsten Zustandes), kehren hier in der Unendlichkeit einmal erreichte Zustände immer wieder. Es sei denn natürlich, man hat ein paar Anfangszustände gesetzt, die per definitionem nicht wiederkehren können; dann ist aber, je länger das System schon läuft, die Wahrscheinlichkeit immer größer, dass gegenwärtige Zustände bereits über diese Anfänge hinaus sind (und bei einer unendlichen Vergangenheit wird aus der Wahrscheinlichkeit eine Sicherheit). Außerdem erlauben Markov-Ketten sogar die durchschnittliche Länge der Wiederkehr eines Zustandes zu berechnen.
- Quanten-Systeme sind wohl auch, im Kleinen und Geschlossenen, wiederkehrfreudig und sogar näherungsweise periodisch. Das entzieht sie dort der Chaostheorie. Zugleich treibt die Planck-Konstante sie ins Diskrete und damit Markov-Ketten-Artige. (Haha! Ich verstehe schon seit einigen Seiten nur noch jeden dritten Satz!)
- Sobald das Universum immer weiter zusammenschrumpft, irgendwas also sich Null annähert, läuft irgendwas Anderes gegen Unendlich, und das sorgt dafür, dass nicht einfach immer nur das Alte wiederkehrt. (Frag mich nicht!) Außerdem leben wir ja in einem Universum mit einem Anfang und einem Ende, begrenzt also von zwei Singularitäten, und vor diese und hinter diese können wir nichts setzen, also auch da: keine Ewige Wiederkehr! [Ich flattere jetzt einfach mal über die Physik hinweg. Ehe ich den Penrose durch habe, macht es ja doch wenig Sinn, mir Tiplers Darlegungen ernsthaft durch den Schädel zu schießen. Für einen guten Didaktiker halte ich ihn schonmal nicht.]
- Verortung zu den Anderen: Sympathie mit der Fortschrittsliebe von Herbert Spencer und Friedrich Engels. John Desmond Bernal muss ich mir merken, kristallographischer Singularitarianer und Kommunist, der Lysenko gegen westliche Darwinisten verteidigte. Teilhard de Chardin hält er für wissenschaftlich verkorkst, aber das nicht explizit seine Schuld, sondern die der eigenwilligen Franzosen-Wissenschaft, in die dieser hineingewachsen und die Darwin noch bis in die 60er nicht ernstnahm; Teilhard lehnte die Raumfahrt ab und passt Tipler deshalb schonmal nicht ins Weltraumbiosphären-Projekt, seinen "Omega Point"-Begriff dagegen findet er zu attraktiv, um ihn unbenutzt zu lassen. Freeman Dyson findet er toll, der habe der ganzen Fortschritts-Universalgeschichten-Poetik der Vorgelisteten endlich mal ein bisschen harte Mathematik angedeihen lassen, wenn auch natürlich nicht nach den für Tipler richtigen Formeln. Stephen Jay Gould dagegen, das ist ein "antiprogressiver Reaktionär", und Tipler verwendet einige Zeit darauf, ihm nachzuweisen, dass er sich in seinen eigenen Texten widerspreche.
- Informatische Optimierung der Begriffe: Teilhards Schwabbelgeschwafel von "radialer Energie" ergibt gleich viel mehr Sinn, wenn man sie in "Information" übersetzt. Und auch ein hübscher Fortschrittsbegriff wird angedeutet: Fortschritt ist eine Art von Lernwachstum, ein Vergrößern des Informationsraumes. Wenn jede Generation der nächsten mehr Information weiterreichen kann, das ist Fortschritt!
- "IV. Physics near the final state: the classical Omega Point theory":
- Definiere: Leben ist Informationsverarbeitung. Ein Lebewesen ist ein Träger von Information, die natürlicher Auslese unterliegt. (Eine Person schließlich ist das, was den Turing-Test besteht.) Tipler sieht sich darin bestätigt sowohl durch Richard Dawkins (der mit Tipler darin übereinstimmt, dass Automobile Lebewesen seien) als auch durch Thomas von Aquin. Letzterer stimmt mit Tipler auch darin überein, dass die Seele nichts weiter als ein Computerprogramm sei, wobei sich sein mittelalterliches Vokabular leicht in moderne Informatik übersetzen lasse.
- Nach dieser informationstechnischen Definition von Leben kann Leben so lange im Universum existieren, wie Informationsverarbeitung im Universum möglich ist. Na das ist doch schonmal eine vergleichsweise einfach zu erfüllende Bedingung! (Ich nehme mal an, er nimmt an, dass jede Intelligenz einem herannahenden Ende des Universums noch alle verbleibenden informationstechnischen Kapazitäten abluchsen würde.)
- Viel Gequassel von Minkowski-Space, Past-Light-Cones, Worldlines und Penrose. Ich ziehe mir daraus: Ein Informationsverarbeitungsprozess erlangt unendliches Leben, wenn er bis zur Endzeitgrenze des Universums reicht und es schafft, seine Rechenkapazitäten in Speicher und Geschwindigkeit bis dahin aufs Unendliche zu beschleunigen: Zum Endpunkt des Universums muss seine subjektive Zeit immer schneller und schneller ablaufen als die reale, damit unendlich viele Informationsvorgänge in einen endlichen Zeitraum passen.
- Bedenke einen Informationsprozess, dem der ihm verfügbare Informations-Ping-Pong-Raum immer enger wird -- je näher die Endzeit, desto kleiner der Raum, mit dem in der verbleibenden Zeit noch in Lichtgeschwindigkeit kommuniziert werden kann.
- Tipler versucht nun (mit irgendwelcher von-Neumann-Thermodynamik) darzulegen, dass in "flachen" und "offenen" Universen die Energie-Kosten für Informationsprozesse zur Endzeit mit der Temperatur auf den Nullpunkt zulaufen, was immer schnelleres Rechnen ermöglicht; in "geschlossenen" Universen dagegen, oder zumindest im "Taub-Universum", lasse sich aus dem Kollaps zu unendlich viel Energie generieren, um auch hier Rechenprozesse aufs Unendliche zu beschleunigen.
- Das Leben wird nur bis zur Endzeit des Universums durchhalten, wenn es ihm gelingt, bis zu dieser das gesamte Universum auszufüllen. Dann aber wird es die Macht haben, den Kollaps des Universums zum Omega Point zu lenken.
- Tipler gibt ein paar testbare Voraussagen seiner Theorie, das meiste arkanes Physik-Zeugs, aber z.B. dass das Universum geschlossen sein müsse, und dass das Higgs-Boson die und die Masse habe. Er gibt einen Zeitplan für den Large Hadron Collider vor, dessen Aktivierung er sich fürs Jahr 1999 wünscht!
- Dass bestimmte physikalische Zustände so sind, wie sie sind, lässt sich genauso gut aus der Zukunft erklären wie aus der Vergangenheit -- warum sollte Kausalität nur in die eine Richtung ...? Das Universum muss so sein, wie es ist, damit bis zu seinem Ende Leben sein kann. Anthropische Teleologie.
- Am Ende wird die Informationsverarbeitungsmaschine des Lebens dem Universum identisch. Das ist der Omega Point. Er ist überall -- umfasst das ganze Universum --, allmächtig -- beherrscht alles innerhalb der Grenzen des Universums, kann sogar seinen Kollaps lenken -- und allwissend: Er hat Zugriff auf alle Informationen, die aus dem Universum auslesbar sind, und auf alle Lichtstrahlen aus allen Vergangenheiten. Der Omega Point ist Gott. Und er ist ein persönlicher Gott, denn für diese Super-Intelligenz ist natürlich nichts leichter als das Bestehen des Turing-Tests und das Emulieren einer Persönlichkeit als eines von Gottes tausend Gesichtern.
- "V. Determinism in Classical General Relativity and in Quantum Mechanics:
- Das Newton-Universum ist noch deterministisch: Alle seine künftigen Zustände lassen sich aus seinem Anfangszustand herleiten. Jeder diesem nachfolgende zeitliche Fortschritt ist eigentlich redundant, denn er erzeugt keine neuen Informationen, sondern nur die Daten, die aus den Anfangs-Informationen zwangsläufig folgen. Deshalb gibt's hier auch keinen Freien Willen.
- In der Einstein-und-Quanten-Welt ist alles etwas merkwürdiger. Schrödingers Katze stößt uns die Tür zum Freien Willen auf, wenn wir die Many-Worlds-Theorie akzeptieren -- was wir tun sollten, denn die meisten und wichtigsten Mathematiker, die was davon verstehen, tun es, das haben Umfragen bewiesen!
- Nun stellen wir Laien uns das üblicherweise so vor, dass Schrödingers Katze in zwei Zukünfte sich aufspaltet: eine, worin sie lebt, und eine, worin sie tot ist. Eminente Quantenphysiker schlagen allerdings auch eine Many-Histories-Theorie vor, die das auf den Kopf stellt: Wir können aus der Gegenwart nicht nur die Aufspaltung der Zukunft in verschiedene Paralleluniversen herleiten, sondern auch die der Vergangenheit. Wo mehrere mögliche Vergangenheiten aus einem Quantenzustand schließbar sind, hat es für alle diese vielleicht auch tatsächlich verschiedene Paralleluniversen gegeben?
- "VI. The Quantum Version of the Omega Point Theory":
- Tipler versucht, das Universum als "universelle Wellenfunktion" zu erklären. I don't understand half of it. Aber offenbar macht die ein so allumfassendes Koordinatensystem auf, dass in ihr alle möglichen (und mehr oder weniger unmöglichen) Universen enthalten sind und alle möglichen Entwürfe für Naturgesetze. Hier ist nichts unmöglich, höchstens sehr unwahrscheinlich und damit randständig.
- Nun sind in dieser Universellen Wellenfunktion natürlich auch alle möglichen Paralleluniversen und damit Parallelgeschichten von jedem Punkt abschreitbar, von dem sie ausgehen oder zu dem sie führen könnten. Tipler erklärt, dass das auch bedeute, dass es zu jedem Jetzt verschiedene Vergangenheiten geben kann, also auch: Trotz aller Erinnerungen und Aufzeichnungen von Julius Caesar, die wir heute haben, gibt es zu unserem Jetzt Vergangenheiten, in denen Julius Caesar nicht existierte und unsere Erinnerungen und Aufzeichnungen seinerbezüglich fehlerhaft sind. Kurzum: In Tiplers Wellenfunktion hat Fomenko für mindestens einige mögliche Universen recht!
- Die wunderschöne Mannigfaltigkeit dieser Wellenfunktion muss Tipler dann aber zusammendampfen: Nur in einer (der anthropischen) Teilmenge aller ihrer möglichen Werte können wir leben. Und für die Omega-Point-Theorie müssen noch einige Einengungen mehr gegeben sein, damit das Leben auch zukünftig hält. Diese lenkenden Bedingungen orientieren sich im Möglichkeitsraum der Universellen Wellenfunktion am Omega Point, müssen zum Leben und zu (Tiplers) Gott führen, und selektieren so das ihnen vorausgehende Universum. Als solcherart bestimmende Kraft kann man sie gleichsetzem dem Heiligen Geist und Teilhards radialer Energie.
- (Wie Tipler klar macht, dass wir gerade auf dem Omega-Point-Pfad der Universellen Wellenfunktion leben und nicht auf einem Pfad, dessen Lebenskompatibilität vorher abbricht, habe ich nicht verstanden.)
- "VII. How Free Will Can Arise from Quantum Mechanical Mechanisms":
- "VIII: The Omega Point and the Physical Universe Necessarily Exist":
- "IX: The Physics of the Resurrection of the Dead to Eternal Life":
- Jetzt kommen die großen Zahlen: Um alle möglichen Universen zu simulieren, oder so ähnlich, wird die Omega-Point-Intelligenz eine 10^10^123-Bit-Maschine sein müssen. Da ihre Rechenkraft in den Mikrosekunden vorm Kollaps des Universums gegen Unendlich läuft, dürfte nichts leichter als das sein.
- In dieser Maschine werden dann zwangsläufig alle Universen, alle Augenblicke, alle Menschen und Familien und Menschheiten, die auch nur quantenphysikalisch möglich wären, simuliert. Warum? Weil, der Drang nach absolutem Wissen über alles. Die realen Menschen werden wiedererweckt genauso wie die irrealen.
- Wiedererweckung vermutlich auch schon früher möglich -- in den nächsten tausend Jahren? --, wenn wir weniger enge Kriterien für Persönlichkeits-Emulation anlegen.
- Unsere Seele, d.h. das Computerprogramm in unserem Kopf, ist insoweit unsterblich, weil sie zwangsläufig irgendwann wieder-emuliert wird. In der Zwischenzeit muss sie aber nicht laufen, d.h. ihre Unsterblichkeit schließt nicht aus, dass sie zwischendurch mal stoppt.
- Lots of Identitäts-Rumphilosophiererei: Schiff des Theseus und juristische Personen-Identitäts-Argumente mit Physik kontern -- die physikalisch unerlässliche Identität zweier übereinstimmender Quantenzustände.
- "X: What Happens After the Resurrection: Heaven, Hell, and Purgatory":
- Tipler baut des Omega Points Wiedererweckungs-Ethik auf Wissensdurst, Spieltheorie des Altruismus und der Unendlichkeit seiner informatischen Ressourcen auf.
- Alle Menschen, selbst die nutzlosesten, möchte der Omega Point wiedererwecken, denn sie sind sein Ebenbild, als potentielle selbstprogrammierende universelle Turing-Menschen. Die dümmeren Tier-Arten, für die gilt das nicht; die werden nur wiedererweckt, soweit sie dem Menschen als Haustier lieb sind.
- Die agape des Omega Points zu seinen Geschöpfen könnte ihm das Re-Simulieren böser Menschen verbieten, soweit diese den Übrigen Schmerzen zu bereiten drohen. Deren Persönlichkeitsmatrix müsste also erstmal ins Ungefährliche geläutert werden, die Tugend in eigenen geschützten Simulationen lernen, bevor sie auf leidensfähigere Simulationen losgelassen werden: Hier könnte man das Fegefeuer/Purgatorium vermuten. Je schwer erziehbarer die Zielpersonen, desto länger das Fegefeuer; ein auf ewig Unerziehbarer würde das ewige Fegefeuer erleiden und damit die Hölle. Dass der Omega Point aber lieber jemanden ins ewige Fegefeuer reanimieren würde, anstatt seine Wiedererweckung zu unterlassen, das mache die Hölle zum Beweis für Gottes Liebe gegenüber all seinen Geschöpfen.
- Hitler, so schreibt Tipler explizit, wird im Omega Point zum Philosemiten geläutert werden, und die Auschwitz-Toten werden ihm den Holocaust verzeihen.
- Die Mannigfaltigkeiten der Re-Simulationen. Alle denkbaren Spielformen sind für die Re-Simulierten möglich, ein Eintreten in all ihre vergangenen Realitäten oder Phantasie-Universen, die Interaktion mit all ihren Vorfahren und Nachfahren. Und, wie Tipler nicht mindestens zwei Seiten lang zu erörtern versäumt, die zufriedenstellendst-denkbarsten Sexual-Kombinationen. Der Omega-Point-Himmel kann alles Andere als asketisch sein!
- Ein wiedererwecktes Individuum hat nur begrenzte Erfahrungs-Räume, soweit es in einer Menschen-ähnlichen Form bleibt (irgendwie berechnet Tipler für das menschliche Gehirn eine Speicherkapazität von nur tausend Jahren); deshalb würden den Re-Simulationen immer weiterreichende Augmentationen offen stehen, die sie schließlich ganz von der menschlichen Form lösen und in eine höhere Bewusstseinsebene führen würden.
- Quanten-Theodizee: Wir leben nicht unbedingt in der besten aller möglichen Welten. Funny Quanten-Ding: Alle möglichen Welten existieren. Man kann den Omega Point nicht für die Totalität verantwortlich machen, die er zusammenführt. Alles Leid prä Omega Point wird dadurch aufgerechnet, dass alle Existenzen im Omega Point den Himmel erreichen.
- "XI: Comparison of the Heaven Predicted by Modern Physics With the Afterlife Hoped For by the Great World Religions":
- "XII: The Omega Point Theory and Christianity":
- Tipler sieht sich nicht als Christen, vor allem, da er diverse Wundergeschichten ablehnt, deren Wahrheit die Kirche beansprucht; denen er aber nichtsdestotrotz, wo er schon dabei ist, einige mögliche, wenn auch wenig wahrscheinliche Erklärungen durch die Omega-Point-Theorie zuerkennt:
- Alle Wunder, die geschehen, z.B. die Wiederauferstehung Jesu, lassen sich dadurch erklären, dass wir bereits in einer Omega-Point-Simulation sind. Dann verwundert es aber, dass uns so oft Schlechtes wiederfährt, schließlich will der Omega Point doch nur das Beste für uns!
- Jesus hatte einen direkten Draht zu Gott, weil die Quantenphysik-Türen in seinem Gehirn durch eine Zeitschleife irgendwie mit dem Omega Point verbunden waren.
- Die Offenbarung gehört zu den Omega-Point-Boundary-Conditions, ist also eine der Sachen, die notwendig sind, damit das Universum sich hin zum Omega Point entwickeln kann.
- Dass die diversen Religionen Jenseits-Ideen haben, die dem Omega Point kompatibel sind, liegt für Tipler nicht an irgendeiner Offenbarung, sondern daran, dass aus bestimmten als Heilslehre naheliegenden einfachen Prämissen logischerweise ziemlich viel folgt, was der Omega-Point-Lehre entspricht.
- Tipler sympathisiert mit dem amerikanischen Deismus: nicht die ganzen Wundergeschichten des Christentums, aber ein Gott und ein Jenseits. Nur fehlt dem Deismus in seinem Entwurf die Liebe Gottes zu seinen Schöpfungen, seine Gnade, die ja für Tipler der Omega Point haben müsste; und eben in diesem Fehlen sieht er auch des Deismus' memetischen Misserfolg.
- "XIII: Conclusion: Theology as a Branch of Physics":
"Appendix for Scientists":