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PseudoFest
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PseudoFest

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Posting auf Google Plus:

Ich ändere meinen Profilnamen bei Google+ jetzt von meinem Personalausweis-Namen in meinen selbstgewählten Netz-Namen um. Ich würde mich freuen, wenn sich mir viele anschließen. Ich würde mich aber auch schon freuen, wenn ihr diese Begründung weiterverbreitet.

Ich habe die Schnauze voll von der Gutsherrenart, mit der Google bestimmt, wie wir uns hier nennen dürfen oder nicht. Fleißig werden Nutzer suspendiert, weil sie es wagen, sich einen anderen Namen zu geben als einen bürgerlich klingenden. Anale Fixiertheit auf "Realnamen", also auf die Unfälle in unseren Personalausweisen, dieses Verweisen auf staatliche Identitäts-Zertifikate, das war schon das außerordentlich Obrigkeitshörige, was mir im de-Usenet auf die Eier ging. Unsere Sozialräume im Netz sollten mehr sein als nur Erfüllungsgehilfen staatlicher Ordnung, und dasselbe gilt für die Namenswahl.

Es geht mir hierbei nichtmal um Anonymität. Wer mich kennt, weiß, dass ich Privatsphäre eh für ein Auslaufmodell halte. Google kann gern alle meine Daten haben und sich daraus zusammenkorrelieren, was es will, mir doch egal. Aber das gibt Google noch lange nicht das Recht, mir vorzuschreiben, wie ich mich nenne, mit welchem Namen ich mich Anderen vorstelle, was ich in mein Selbstbezeichnungsfeld schreibe.

Nicht nur eine Frage des Hausrechts: Welches Google+ wollen wir?

Oh, aber Google hat doch Hausrecht, ist doch ein privates Unternehmen, kann doch selber seine Spielregeln bestimmen -- geh halt woandershin, wenn's dir nicht passt? Da scheiß ich drauf. Google ist ein Infrastruktur-Riese im Netz. Google ist nahezu unumgänglicher Teil unseres digitalen Lebensraums. Um einen großen Philosophen zu zitieren: "With great power comes great responsibility." Wenn Google uns Förmchen vorgibt, in die wir uns einpassen sollen, um Google zu nutzen -- dann setzt Google einflussreiche Normen und Präzedenzfälle. Schon jetzt drängt aus meiner Sozial-Blase ein erheblicher Trek aus anderen Diensten hierher und macht das hier zu seiner neuen Agora.

So wird das "Hausrecht" von Google, also sein vermeintlich privates Recht, zum Formgeber der Netz-Öffentlichkeit -- also zu einer politischen Frage, die sehr viel mehr Leute angeht als nur die Aktionäre von Google.

Google+ ist als sozialer Raum noch klein, winzig verglichen zu Facebook. Facebook ist ein quasi-staatlicher Riese im Web, setzt Normen, zensiert, suspendiert Profile, feudalisiert rum -- und hat inzwischen soviel Macht, dass ihm Fehlverhalten kaum auszutreiben ist. Lass mich etwas utopisieren: Google+ könnte ein Gegen-Entwurf werden. Eine offenere Gesellschaft, deren Strukturen darauf ausgerichtet sind, die eigenen Nutzer zu empowern, statt sie der Willkür einer Chef-Etage zu unterwerfen. Das aber geht nur durch offene Strukturen, die Nutzern größte Freiheit in ihrem Umgang mit dem Dienst gewähren -- das reicht von offenen APIs für das Rein und Raus von Nachrichten bis, ja, zur Freiheit, in die Eingabefelder zu schreiben, was man will, ohne Zensur oder Profil-Löschung zu fürchten.

Die Weichen für eine solche Entwicklung stellt man nicht, wenn der Dienst auf 700 Millionen User gewachsen ist, sondern ganz am Anfang. Mag sein, dass Google noch nicht die Zeit hatte, jede technische Spielerei zu implementieren, die sich die Geeks wünschen -- geschenkt. Aber schon während der Eröffnungsrede rundherum Profile löschen, weil sie nicht in ein enges Raster der Erwünschtheit passen -- das ist sicher kein guter Start in die Offenheit und verdient den Stinkefinger.

Bin ich vielleicht naiv in meinen ethischen Forderungen an ein Aktienunternehmen im Kapitalismus? Mag sein. Aber hey, Google hat angefangen mit den vollmundigen Versprechungen von "do no evil" und ist sichtlich bemüht, in Fragen wie z.B. China als moralische Instanz aufzutreten. Und ich glaube, dass wir im digitalen Zeitalter gerade ein großes Durcheinander und Erodieren von Ordnungen erleben, und das schließt die kapitalistisch-staatliche mit ein. Ich gebe also, zumindest in einem Teil meines Kopfes, Google den benefit of doubt, mehr sein zu können als nur Geldmaschine. Aber das muss es auch beweisen, indem es sich selbst als politischer Körper öffnet und Freiheiten gibt, statt sie zu nehmen.

Eine kleine Geste

Meine lächerliche kleine Geste, dies einzufordern, besteht darin, meinen Profilnamen vom meiner Personalausweis-Bezeichnung "Christian Heller" umzuändern in den Namen, den ich als Selbstbezeichnung im Web bevorzuge: "plomlompom". Das mag man als Solidarität mit den Usern interpretieren, die auf ihre Anonymität angewiesen sind -- und wer das eine gute Geste fände, der sollte sie selber ausführen --, aber mein Beweggrund ist viel egoistischer: Ich will selbst wählen dürfen, wie ich mich in einem Dienst bezeichne.

Wenn ihr, werte Leser, es auch widerlich findet, wie Google+ die freie Namenswahl gängelt, dann schlage ich vor, dass ihr es genauso macht: Gebt statt eures Personalausweis-Namens im Profil einen erkennbaren Nickname an. Mal schauen, wie lange es dauert, bis Google+ all unsere Accounts suspendiert. Dann war es der Dienst wahrscheinlich eh nicht wert und wir können uns was Besseres suchen oder selber bauen: Yay! Aber vielleicht überrascht Google uns auch und macht die Situation auf erbauliche Weise komplizierter.

Mit freundlichen Grüßen,
plomlompom aka "Christian Heller",
Septidi, 27. Messidor des Jahres 219

P.S.: Man mag es mir als inkonsequent ankreiden, dass ich meinen bürgerlichen Namen hier abstreife, ihn aber bei Facebook lasse. Na vielleicht mach ich da zu einem späteren Zeitpunkt das Gleiche. Aber ich finde es hier viel wichtiger als bei Facebook, denn Facebook ist eh schon Nordkorea und kaum reformierbar. Bei einem so jungen Dienst wie Google+ dagegen glaube ich, dass sich durch Verhaltensdruck noch Einiges ändern lässt.

(Diesen Text gebe ich für jede Form der Weiterverteilung, der Übersetzung, des richtigen oder fehlerhaften Zitats, des politischen Ge- und Missbrauchs, des Umschreibens und Korrigierens in Analyse und Forderungen, der Verballhornung usw. usf. frei. Eine autorisierte Version, nicht löschbar durch Google, lagere ich kommentierbar unter http://www.plomlompom.de/PlomWiki/plomwiki.php?title=PseudoFest in meinem Wiki.)

Kommentare

#0

ich übernehme dein Plädoyer gerade auf weblogistan.de, einer meiner Spielwiesen!

Sei gegrüßt, werter PlomPlomPlom

Connie (bei Tante Google noch Petuschki)

#1

sehr intressanter post. Hat mich zum nachdenken gebracht.
Was wäre, wenn ich mich jetzt einfach Bin Laden nenne und unter beschreibung 'ich lasse gerne amerikaner töten' schreibe. Oder ich nenn mich ein <3 für hitler und schreib 'für allen die ju*** und ne*** hassen' (bitte entschuldige die ausdrucksweise aber ich glaub du verstehst was ich meine).
Oder ich nenn mich wie irgendein mini unternehmen (schnell und einfach geld verdienen...), füg jedn tag ein paar leute zu meinen kreisen hinzu und verbreite meine suchmaschinenfreundlichen aber unauffälligen werbebotschaften wie auf twitter.
Oder ich nenn mich nach einem fremden personalausweis. Dank anderer social networks hab ich genug infos (foto, wohnort, geburtstag) um mich als der jenige auszugeben und, im wahrsten sinne, unter seinem namen zu handeln. Gerade bei so jungen diensten wird das immer wieder gern gemacht.

Bei welchem der vorschläge würdest du die grenze ziehen? Bzw wie würdest du diese grenze für den user verständlich formulieren, sodass sich danach personen die klar gegen die regeln verstoßen nicht einfach rausreden können?

Ich denke google und andere brauchen diese spielregel der 'nur eigenen, richtigen namensverwendung'. Spätestens als mittel gegen die unendlich vielen 'SEO Profis' da draußen. Hätte man diese regeln nicht und würden konten, die den dienst ganz klar mißbrauchen, einfach geblockt, würde man google wieder willkür oder vielleicht sogar parteiergreifung vorwerfen und das will google auch nicht.

Ich denke die regel ist klar ein dorn im auge für datenschützer. Die durchsetzung hat aber nur sinn, wenn mit dem falschen namen dann tatsächlich irgendwelches schindluder getrieben wird. Deshalb glaube (hoffe) ich, dass du, solange es kein unternehmen mit namen plomlompom gibt, auch wenig zu befürchten hast. Wird sich zeigen wie google darauf reagiert.

Ps: bin auch nicht mit dem richtigen namen registriert und ich wünsch dir einen hoffentlich noch langen aufenthalt auf g+ ;)

Personalausweisname /
#2

Personalausweisname: Ganz einfach -- die User sollen sich selber filtern, wem sie folgen und was sie von denen lesen, von wem sie etwas angezeigt bekommen und wen sie für echt halten. Google Plus hat bisher nur unzureichende Filtermöglichkeiten implementiert, das sollen sie halt mal machen. Ich gehe da ganz mit @mspro: Die filtersouveräne Lösung besteht nicht in Zensur seitens des Anbieters, sondern seitens des Lesers.

#3

Ich komm da nicht. Ein offizieller Sprecher von Google schreibt auf "plomplomplom plomplomplom"'s g+-Seite, dass nur Klarnamen erlaubt sind, gleichzeitig kann dieser user aber unbehelligt seinen Namen behalten?!

Ist die wahre Richtlinie jetzt also "Willkür"?

Markus /
#4

Markus: Genau das ist die Frage. Bisher jedenfalls ist meinem Account nichts passiert. Siehe auch "Die Ennomane", dessen Account sogar nach Deaktivierung wieder in Stand gesetzt wurde, MIT Pseudonym.

#5

Danke plomlompom für den guten Beitrag. Leider konnte ich wegen Sperrung meines Kontos bei G+ nicht antworten. Hatte mein Konto mit Klarnamen versehen, Verifizierung über Mobiltelefon vornehmen lassen und das Profil mit einem in zwei Klicks erreichbaren Impressum versehen. Heute morgen die Sperrung.
Wenn G+ nicht schnell reagiert, denke ich, werde ich mich wieder verabschieden.L.G. Elke

#6

Account ist seit heute ca. 7 Uhr suspendiert.

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