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PlomRejectionTherapy
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PlomRejectionTherapy

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2012-01-31: Ich versuch mir mal an der RejectionTherapy-30-Days-Challenge. Scheint mir ein gutes Februar-Projekt zu sein. Leider hat der Februar diesjahr nur 29 Tage; also habe ich heute schonmal mit einem ProbeLauf angefangen, mit einem absichtlich harmlosen Projekt: Ich fragte fremde Leute auf der Straße, ob sie mir einen 50€-Schein klein machen können. Fazit: 3 successful rejections, 1 failed rejection. Es war ein bisschen awkward, aber nicht sehr. Ich bereue, nichts mir Nützliches oder Wohlgefallendes verlangt zu haben; so habe ich zumindest der failed rejection eine Komplikation aufgehäuft, ohne den GesamtNutzen in der Welt zu vergrößern. Davon abgesehen muss ich noch in den Dreh kommen, den Rejections statt den Non-Rejections entgegen zu fiebern.

2012-02-01: Ich fragte beim Ali-Baba-Döner nach einem PreisNachlass von 2,70€ runter auf 2,50€. Die beiden Döner-Männer hinter der Theke konnten sich erst nach mehrfachem Nachfragen zu einem klaren "Nein" statt sorgenvollen Entschuldigungen, warum sie es irgendwie nicht so ganz zu tun geneigt seien, überwinden. Hätte ich ein bisschen über meinen finanziellen Zustand rumgelogen, hätte ich den Discount vielleicht doch noch gekriegt, aber das war ja nicht mein Spiel-Ziel, und lügen wollte ich auch nicht. Fazit: 1 successful rejection! Aber es ist Leuten zuweilen peinlich, klar "Nein" zu sagen, und das ist bedauerlich.

2012-02-02: Ich fragte hintereinander zwei fremde weibliche Personen auf der Straße, ob ich ein Foto von ihrem Gesicht machen darf. Die eine sagte direkt heraus "Auf keinen Fall", die andere grübelte und fragte, wofür, worauf ich antwortete "Einfach nur so", und sie dann so: "Nein!" In beiden Fällen allerdings lächelten sie dabei. Fazit: 2 successful rejections. Nachdem ich tags zuvor den Eindruck gehabt hatte, dass sich meine Gegenüber veranlasst fühlen, lange über die Gründe für meine Anfrage zu mutmaßen, vielleicht weil ich beim Döner-Mann lange in meiner GeldBörse nach für meine Anfrage passenden 2,50€ gekramt hatte (der Ärmste! Schaut, ob sein Geld noch reicht!), bemühte ich mich diesmal darum, kein Rechtfertigungs-Futter zu liefern, gegen das die Ablehnenden eine GegenRechtfertigung zu bauen bemüßigt sein könnten.

2012-02-03: Ich ging in einen Zeitungs-Kiosk um die Ecke und sagte: "Hallo, ich möchte gerne den Film ARMAGEDDON auf Blu-Ray kaufen." Die Kiosk-Betreiberin reagierte irritiert und erklärte mir mit leicht pampigem Unterton, in diesem Laden würden Zeitungen verkauft und keine Filme. "Also kann ich den Film hier nicht auf Blu-Ray kaufen?" "Nein." Fazit: 1 successful rejection. Und so ziemlich das erste Mal, dass ich den Eindruck habe, die ablehnende Person hegt dabei eine tendenziell negative Stimmung mir gegenüber. Sie dachte sich wahrscheinlich etwas in der Art "verschwendet hier meine Zeit mit Unsinnigkeiten!" Übrigens, beschwippst vom Spiel stellte ich nach dem Heimkommen auch gleich noch gegenüber einer Konferenz-Auftritts-Anfrage eine unerhörte Honorar-Forderung; mal schauen, was dabei herauskommt.

2012-02-04: Ich wollte mir das Spiel für die Party am Abend aufheben; doch zwischen meiner dortigen Ankunft und Mitternacht lag nur wenig Zeit, in der mir partout nix einfiel. Schließlich erzählte ich Vertrauten von der rejection therapy, die sich sogleich für Scherz-Anfragen wie "Kannst du dich mal eben ausziehen?" anboten und diese selbstverständlich ablehnten; aber unter solchen Umständen geht das Spiel fehl. Ich griff mir dann noch ein zwei fremde Uneingeweihte mit der Frage, ob ich ihnen mit einer Schere ihre Haare abschneiden könnten, was sie belustigt verneinten; einer versuchte ausführlich meine Begründung zu erspüren, wobei ich mir mögliche Anwendungszwecke fürs abgeschnittene Haar improvisierte. Fazit: mehrere rejections eher scherzhafter, harmloser Qualität. Im Party-Kontext alles zu ungefährlich, nicht (wie von den Regeln verlangt) außerhalb meiner comfort zone. Ist die soziale Lockerheit auf Partys Gift für die rejection therapy? Oder ich habe nur nicht genug hinreichend ernsthaft angefragt; nächstes Mal vielleicht mehr z.B. Richtung Paarungsverhalten wagen. Davon abgesehen ist es aber möglicherweise richtig, bei Ausweitung der Spielzone in einen neuen sozialen Kontext ("Party") erst einmal vorsichtig anzufangen.

2012-02-05: Ich war einige Stunden mit meiner guten Freundin x und ihrer mir nur von einem vorherigen Treffen bekannten Freundin y unterwegs (ich nahm y in Potsdam mit auf eine SonderVorstellung des Vorbehaltsfilms Jud Süß, während sich x das dortige Filmmuseum anschaute). Auf dem Heimweg sagte ich zu y: "Ich find dich hübsch. Darf ich dir einen Kuss auf die Wange geben?" y verneinte, erfreulicherweise mit nur einem Minimum an RechtfertigungsText, den ich nicht mehr rekonstruieren kann. x äußerte danach sofort, dies sei doch sicher Teil meiner RejectionTherapy, was ich bejahen musste. In beider Gegenwart hatte ich das Konzept vor einigen Tagen schon erläutert; trotzdem hoffe ich, dass die Reaktion von y einigermaßen frei war von einer Leitung durch dieses Vorwissen; sie schien genuine. Fazit: 1 vermutlich ernstgemeinte rejection. Die Einordnung der rejections bzw. die Sinnhaftigkeit der rejection attemps ist wackelig, soweit die Angefragten um das Spiel wissen können. Als Apologet der GeheimnisFreiheit kann ich mich der GeheimHaltung von Intentionen allerdings schwerlich verschreiben; der gelegentliche Umgang mit diesem Problem gehört bei mir wohl zwangsläufig zum Experiment dazu. (Stelle dir eine Welt vor, in der Leute ungehemmter "Nein" zu Anfragen sagen können, weil aus ihrer Sicht die Möglichkeit besteht, diese seien nur Teil eines Sozial-Experiments. Bessere oder schlechtere Welt?) Davon abgesehen bin ich mit meinem Tages-Wagnis zufrieden, denn in Sachen PaarungsVerhalten habe ich große Inhibitionen und bewegte mich deshalb im Gegensatz zum Vortag deutlich aus meiner comfort zone heraus.

2012-02-06: Heute mal ein zumindest in seiner äußeren Anordnung einigermaßen unkomplizierter rejection attempt. Ich nahm mir vor, nach Geld zu fragen. Abseits der Selbst-Überwindung das einzige Problem hierbei: nicht bedrohlich wirken! (Die Regeln des Spiels sagen, man solle sich in eine Position der Schwäche, das Gegenüber in eine Position der Stärke legen. Davon abgesehen will ich mir nicht wie ein Räuber vorkommen.) Als ich das Haus verließ, nahm ich also als Geste der Selbst-Entwaffnung gegenüber der ersten fremden Person, die mir entgegenkam und die ich zu fragen beabsichtigte, meine Kapuze ab (ich bin gerade sehr dick eingepackt, denn es ist eisig draußen). Ich: "Hallo, entschuldigung, haben Sie zufällig einen Euro zum Abgeben?" Er: "Nee." Ich: "Ok, danke!" Ich grübelte danach noch, ob das "danke" angemessen war; ob es vielleicht in den Vordergrund drängte, dass ich ja abgelehnt werden wollte. Fazit: 1 successful rejection! Und diesmal erfreulich unmehrdeutig. Und frei von Rechtfertigungsdruck, auf beiden Seiten. Aber vielleicht auch etwas zu einfach: Ich entwickle Routine darin, im Tageslicht Fremde auf der Straße in meiner Nachbarschaft anzusprechen. Wie war das noch gleich mit dem HinausWagen aus der Komfort-Zone?

2012-02-07: Mit x (ein anderes x als vorgestern) auf dem Heimweg von der FaF-Sneak-Preview, habe ich nach dem Einsteigen in die Heimfahrt-M10 dort zwei Sitzende gefragt, ob sie die Plätze für uns freigeben würden. Es wurde vor allem dadurch aufgelockert, dass die beiden Frauen gar kein Deutsch konnten, und wir erstmal sprachlich etwas hin und her verhandeln mussten, um auf ein gemeinsames Verständnis zu kommen; das überstrahlte für mich die awkwardness, die die Situation unter anderen Umständen vielleicht entwickelt hätte. Ich bekam aber jedenfalls am Ende ein klares "No" heraus. Fazit: 1 successful, wenn auch etwas Kommunikations-problematische rejection. Es funktioniert bei mir immer besser, wenn ich direkt auf mein Ziel los eile. Es war auch der erste rejection attempt im städtischen AußerHaus-Nachtleben. Und es war viel einfacher als bei Milgram seinem New-Yorker-U-Bahn-Experiment.

2012-02-08: Ging zu einer PodiumsDiskussion-plus-Socializing-Veranstaltung, weil ich mal schauen wollte, was mir im Socializing-Teil an rejection attempts einfiel. Aber ich hielt die PodiumsDiskussion nicht lange aus und verdrückte mich. Auf dem Heimweg machte ich es mir einigermaßen einfach und fragte Leute: "Hallo, Entschuldigung, darf ich mal die HandSchuhe ausprobieren?" Um das FrauenGewicht unter den bisherigen ZielPersonen abzulehnen, fragte ich absichtlich nur Männer (und natürlich nur solche mit Handschuhen). Der erste verstand kein Deutsch, und da mir das englische Wort für "Handschuhe" nicht einfiel, ließ ich ihn ziehen. Der zweite gab mir ohne Skepsis seine Handschuhe (aber ich murmelte auch noch angefangene Rechtfertigungen dazu: "mal schauen, wie die sich anfühlen, vielleicht schaff ich mir ja selber welche an") und erklärte mir, wenn schon, dann FaustHandschuhe! Den dritten fragte ich knapp und er antwortete auch knapp: mit "Nee!" Gut, gut! Aber es kam mir auch alles ein bisschen zu einfach vor. Also wiederholte ich zur Erweiterung noch meinen Mut-Akt vom zweiten Tag und fragte einen Döner-Mann nach PreisNachlass (3,00€ kostete das Teil, ich fragte, ob es auch 20-30 Cent niedriger ginge, er recht unangestrengt: "Gibt es nur für 3,00€." Ich so: "Ok, dann nehm ich ihn für 3,00€."). Fazit: 2 failed, 2 successful (aber zu einfache) rejections. Mir gehen langsam ein bisschen die Ideen für rejection attemps aus. Eigentlich steht in den Regeln nix davon, dass man jeden Tag was Anderes ausprobieren soll. Aber ich möchte ja auch mit jedem attempt raus aus der Komfort-Zone, und die schon geschafften sind beim zweiten Mal leichter.

2012-02-09: War Nähe U-Bhf Warschauer Straße für ein Interview. Auf dem Rückweg zückte ich ein 1-Cent-Stück und sprach die erste Person an, die mir entgegen kam: "Tschuldigung, darf ich dir einen Cent schenken?" Sie schaute freundlich aber verwirrt: "Warum?" "Einfach nur so!" "Ok." "Hier, bitte. Und schönen Tag noch!" Ich fürchtete, das würde eine Weile dauern, bis ich auf diese Masche eine Ablehnung erfahre. Aber sie kam gleich schon beim zweiten Versuch, mit der lachenden Reaktion: "Nee, danke!" Fazit: 1 failed, 1 successful rejection. Ich hatte mir übrigens vorgenommen, es notfalls so lange zu versuchen, bis meine (dreißig) 1-Cent-Stücke alle wären, ehe ich auf etwas Anderes umsatteln würde.

2012-02-10: Nach viel Rum-Überlegen, was ich heute probieren könnte, warf ich mich ohne klaren Plan raus in die Winter-Kälte. Nach etwas Umher-Spazieren einigte ich mich mit mir selbst auf das KopfBedeckungs-Äquivalent zur Handschuh-Frage neulich. Ich wollte sie an einem Herrn, der Ecke Frankfurter Tor auf mich zulief, ausprobieren: "Tschuldigung, kann ich …" Da wies er mich bereits mit ablehnender Geste kopfschüttelnd von sich. Fazit: 1 successful rejection, oder? Vielleicht fragwürdig in der Wertung, wenn ich nicht mal dazu kam, meine Frage auszuformulieren. Aber es fühlte sich hinreichend unkomfortabel an, um es als Tages-Erfolg zu werten. Vielleicht kann ich die Frage aber später nochmal in voller Länge recyclen.

2012-02-11: Anti-ACTA-Demo! Endlich mal ein anderer sozialer Kontext als "gehe raus auf die Straße und frage uninvolvierte Passanten". Ich erntete zwei Ablehnungen, eine kaum zählenswert, eine andere schon: Einmal geriet die Demo ins Hüpfen, und ich bat auf Anregung von erlehmann eine Gruppe Hüpfender, das Hüpfen doch bitte zu unterlassen: "Nö!" Dies aber ein eher spaßiger Kontext, kein Verlassen der Komfort-Zone. Also nahm ich mir etwas Härteres vor: Die gestern angedachte Frage nach der KopfBedeckung -- ich richtete sie an einen PolizeiBeamten: "Hallo, darf ich mir mal den Hut leihen?" (Eigentlich war es eine "SchirmMütze".) Der Beamte sagte freundlich aber bestimmt "Nein." Fazit: zwei rejections, eine davon scherzhaft, eine davon ernsthaft. Die letztere zählt ordentlich, denn es kostete mich durchaus Überwindung, und sicherlichwar nirgends bisher das Kriterium "setze dich in eine Position der Verwundbarkeit, das Gegenüber eine der Macht" besser erfüllt als beim Dialog mit einem PolizeiBeamten.

2012-02-12: Auf dem Weg nach Karlshorst, an der TramHaltestelle, mit einer ungeöffneten Lebkuchen-Packung vom letzten Weihnachten im Rucksack. Ich packe sie aus und frage ein Damen-Doppel neben mir: "Tschuldigung, wollt ihr Lebkuchen?" Beide verneinen nacheinander höflich und leicht lachend: "Nein, danke!" Fazit: 1 successful rejection, aber auch sehr einfach, kaum raus aus der Komfort-Zone; nur ein bisschen über den Umstand, dass ich diesmal ein Personen-Doppel ansprach; normalerweise hab ich es mir bisher nur bei Einzel-Personen gebraucht.

2012-02-13: Ich verfüge derzeit über zwei englischsprachige Ausgaben des Buches "Walden" von Henry David Thoreau. Ich brauche beide nicht, denn das Werk dürfte mehrfach volltext und frei im Web liegen. Ich griff mir eine und ging in einen Kiosk (ein anderer als vom 2012-02-03): "Ich habe hier dieses sehr schöne Buch, würden Sie es mir vielleicht abkaufen wollen? Für 10 Euro?" (Oder so ungefähr, sinngemäß.) "Wir nehmen nichts an." "Oh, schade, es ist ein wirklich gutes Buch!" (Naja, eigentlich wollte ich ja nicht lügen, aber ok, es ist ok.) "Nein danke." Fazit: 1 successful rejection. Diese Kiosk-Dame wirkte übrigens ebenso un-enthusiastisch wie die vorherige, nur während die vorherige eher pampig klang, klang diese eher resignativ.

2012-02-14: Heute ist ja ein besonderer Tag, nämlich der DataLoveDay. Aus dem Anlass forderte ich auf Twitter und Facebook dazu auf, Daten aus DatenSilos zu befreien, und sprach spezifisch via identi.ca/Twitter ein paar Leute hierauf an (#, #, #), ob sie ihre Daten dort heute befreien wollen. Stand 17.45h: eine der Angesprochenen hat's re-tweeted, drei andere haben apologetisch verneint. (Übrigens nur Frauen, die reagiert haben, obwohl ich die Leute absichtlich geschlechtlich fifty-fifty ausgewählt hatte.) Fazit: zweieinhalb successful rejections, anderthalb weil: mit einer der Personen habe ich mich schonmal über meine Rejection Therapy unterhalten, deren Ablehnung zähle ich nur halb. Ach ja, und vor allem aufgrund der digitalen Natur des heutigen Tages habe ich heute auch mal digital Ablehnungen eingesammelt.

2012-02-15: Die zweite Hälfte der 30 Tage begann heute und ich nahm mir zur Feier des Tages eine etwas anspruchsvollere Übung vor: eine fremde attraktive weibliche Person nach ihrer TelefonNummer fragen. Als AusführungsZeitraum hierzu wählte ich den Weg von daheim zum Ali-Baba-Döner, zu Fuß eine recht umfangreiche Strecke, die ich aber vollauf benötigte zur seelischen Prokrastionation Vorbereitung. Immer, wenn sich eine Gelegenheit zu ergeben drohte, fand ich Ausflüchte ("trägt KopfHörer -> möchte nicht gestört werden", "trägt grimmiges Gesicht zur Schau -> vielleicht heute besser nicht ansprechen"); erst kurz vor Ende der Strecke überwand ich mich bei einer zu "Hallo! Darf ich dich nach deiner Telefon-Nummer fragen?" Sie quittierte das mit einem eiligen und wenig erfreuten "Nein danke!", bei dem sie sich auch so schnell weiterbewegte, dass sie nicht mal meine "Ok!"-RückAntwort gehört haben dürfte. Fazit: 1 successful rejection, und eine der wenigen bisher, die einigermaßen unfreundlich wirkte.

2012-02-16: Wenn mir die Leute ihre Nummern nicht geben wollen, vielleicht ihre Namen? Ich spazierte wieder durch meine Nachbarschafts-StraßenZüge und sprach zuerst einen jungen Mann an: "Tschuldigung, darf ich dich nach deinem Namen fragen?" Er hielt kurz inne, dann "Nein!", dann: "Wieso?" Ich darauf: "Ok, danke!" Damit machte ich es mir etwas zu einfach, denn ich hätte ja noch einen Grund nennen und so die Gefahr einer Nicht-Ablehnung eingehen können. Also nahm ich mir einen zweiten Versuch vor. Diesmal traf es eine ältere Dame: "Entschuldigung, darf ich Sie nach ihrem Namen fragen?" Sie sagte nicht direkt Nein, sondern fragte nach dem Warum. Ich so: "Ich wollt mal schauen, welche Leute auf der Straße so ihren Namen zu nennen bereit sind." Sie, recht zivil: "Na, diese hier nicht." Ich: "Ok. Schönen Tag!" Fazit: anderthalb successful rejections, die erste zähle ich nur halb.

2012-02-17: Auf dem Hinweg zum AutorenTreffen in der Bahn die Dame mir gegenüber gefragt, ob ich mal in ihre Zeitung reinschauen darf, weil ich gucken wollte, was Alexander Kluge da auf der eben weggeklappten Seite machte. Leider gewährte Sie mir meinen Wunsch! Auf dem Rückweg dann aber: In der selben Bahn auf der RückFahrt mir ein Tic-Tac gegönnt und die Leute im Abteil um mich gefragt, ob sie auch eins wollen. Die meisten haben mich gepflegt ignoriert, aber eine ältere Dame verneinte mit einem angeschlossenen "Danke!" Fazit: 1 failed, 1 successful rejection!

2012-02-18: Heute war ich wieder lange Zeit ratlos, was als rejection attempt wagen. Schließlich wagte ich mich sogar ganz ohne festen Plan vor die Tür, in der Hoffnung, mir fiele beim RumSpazieren etwas ein. Das klappte, wenn auch das Ergebnis sicher nicht allzu ambitioniert wirkt: Ich fragte einen Passanten: "Entschuldigung, kannst du mir mal bei einem RechenProblem helfen. Wieviel ist 111 mal 27? Ich möchte mal sehen, ob mein Ergebnis stimmt, und frage deshalb nach einer zweiten Meinung." Der angesprochene Passant fühlte sich merklich überfordert, erklärte mir mehrfach, er sei in solchen Dingen ein "Total-Versager" und habe gerade überhaupt nicht den Kopf dafür. Fazit: 1 successful rejection, aber vielleicht eine zu einfache. So sehr außerhalb meiner Komfort-Zone fühlte ich mich nicht.

2012-02-19: Zweiter Versuch, Walden loszuwerden (siehe 2012-02-13). Diesmal aber nicht gegen Geld, sondern geschenkt. Auf dem Weg nach Karlshorst an der Tram-HalteStelle spreche ich meinen NebenWarter an: "Hallo, ich würde dir gerne dieses gute Buch schenken, magst du es haben?" Ich halte es ihm entgegen, er begutachtet es kurz, verneint dann freundlich: "Danke, aber das interessiert mich nicht so." Ich so: "Ok!" Fazit: one successful rejection, und eine recht freundliche nämlich.

2012-02-20: Fragte auf dem Weg zum Döner den erstbesten Passanten: "Entschuldigen Sie, darf ich Sie fragen, woran Sie gerade denken?" Der Herr, sehr irritiert, schnauzte eine schwer fassbare LautFolge irgendwo im Bereich "mgwl'nafh" heraus und ging weiter. Erst nach einem NachGrübeln interpretierte ich sie als ein "Nö!" Fazit: one successful rejection!

2012-02-21: Wollte im Comic-Laden in der Eberty-Straße fragen, ob ich mir etwas auch einfach ausleihen kann statt kaufen. Das klang als Plan mutiger als in der Ausführung: Ich spazierte rein und fragte: "Kann man hier auch Comics ausleihen?" Was ebenso höflich verneint wurde, wie ich es fragte. Fazit: 1 etwas zu einfache rejection; so wie ich die Frage stellte, war es ja eigentlich gar kein request mehr.

2012-02-22: Heute fiel mir wieder partout nix ein, und ich hatte auch keinen Anlass, das Haus zu verlassen. Dann schauten mich die noch nicht weg-gebrachten PfandFlaschen so fragend an, insbesondre jene, die ich im Edeka nicht los wurde, bei denen ich mir zum Teil sogar sicher war, sie nirgends im Umkreis los zu werden. Etwas halbherzig entschloss ich mich, hieraus meine Tages-Aufgabe zu machen. Tatsächlich ist es mir immer etwas peinlich, wenn ich PfandFlaschen in einem Geschäft vorlege, wo ein Mensch (statt einer Maschine) sie überprüft und sie womöglich nicht annimmt; umso mehr zögere ich es gemeinhin hinaus, exotischere Exemplare auszutragen, zumal an Orte mit, wie ich vermute, stark reduzierter Pfand-Annahme-Policy. Nachdem ich mir die Unannehmlichkeit des Vorhabens so etwas wild herbei-schwurbelte, ging ich mit einem Rucksack voll der problematischsten Gegenstände aus meinem FlaschenLager zur nahe gelegenen FrühstücksBäckerei, wo ich auf einen gewissen Unwillen hoffte. Die dortige Dame schaute sich aber bereitwillig all meine Flaschen an und sortierte nur die Hälfte als unannehmbar aus. Fazit: eine halbe rejection, weil sie immerhin nicht alle annahm. Aber auch nur ein halbherziger Vorstoß heute.

2012-02-23: RejectionTherapy-Blues: Mir fällt nix ein, und ich hab keine Lust, also habe ich heute keinen rejection attempt gemacht. Das heißt nicht, dass ich keine Ablehnung geerntet hätte: Auf meinen AnrufBeantworter sprach jemand mit der Absage einer PodiumsTeilnahme, für die ich vor ein zwei Wochen ein gewisses Sümmchen Honorar gefordert hatte (note: es handelt sich nicht um die Geschichte vom 2012-02-03, bei der es sogar um sehr viel mehr Geld ging und wo meine Forderung angenommen wurde). Ich bedauere das nicht, ich hatte die Honorar-Forderung eh mit der leisen Hoffnung gestellt, dass dazu "Nein" gesagt würde und ich so einen Pflicht-Termin weniger nächster-zeit haben würde. Fazit: one successful rejection, wenn auch ohne heutigen rejection attempt.

2012-02-24: Tja, also, ähm. Keine Lust heute gehabt, mir fiel auch nix ein. Gegen Ende der 30 Tagen geht mir der Saft und der Antrieb aus, was Ideen für rejection attempts und den Eifer, sie auszuführen, betrifft. Fazit: fehl. Naja, immerhin hab ich in Ab-Arbeitung diverser Anfragen heute einige Honorar-Nachfragen gemacht, die lassen sich zumindest thematisch ins Spiel rein-assoziieren.

2012-02-25: Nix.
2012-02-26: Nix.

2012-02-27: Nix.
2012-02-28: Nix.
2012-02-29: Fazit:

Fazit

Die 30-Days-Challenge hab ich leider nicht geschafft; die letzte Woche kam nix mehr, EinfallsReichtum und AntriebsKraft versagten mir. Aber auch, als ich noch jeden Tag mindestens einen rejection attempt "erfolgreich" (also: bis zum Erhalt einer Ablehnung) durchführte, schwamm ich zuweilen an den Kriterien für eine "wahre" rejection eher vorbei: Oft genug entschied ich mich für Aufgaben, die nach der vorangegangenen ÜbungsZeit bereits innerhalb meiner KomfortZone zu liegen schienen; mindestens einmal genügte mir eine Ablehnung auch schon, ohne dass ich einen klar ausformulierten request gestellt hatte (2012-02-10); und das viel zu vage formulierte Kriterium "A REJECTION ATTEMPT SHOULD PUT YOU IN A POSITION OF VULNERABILITY, BUT ALLOW THE RESPONDENT TO BE IN A POSITION OF POWER" verstand ich eh nie so ganz.

Nichtsdestotrotz denk ich, dass sich das Spiel für mich gelohnt hat. Ein guter Teil der Tages-Übungen forderte von mir Einiges an Überwindung (2012-02-15 bspw.); folge ich der (kritisierbaren) These, dass das Verlassen der KomfortZone schon an sich produktiv sei, hab ich diesen Monat sicher Einiges geschafft. Dass ich dabei Hemmungen abgebaut habe, zeigt mir, dass ich gegen Ende einige Übungen in ihrer Einfachheit als Mogelei empfand, die mir am Anfang Sorgen bereitet hätten.

Die Reaktionen der Angesprochenen waren vielfältig. Einige wenige wirkten schroff/genervt/missbilligend; viele fragten nach Gründen für mein Begehr, oder aber rangen um Rechtfertigung für ihre Ablehnung; die meisten Ablehnungen waren allerdings verwundert bis freundlich, insbesondre je ungewöhnlicher die Anfrage war (z.B. 2012-02-09). Das schlechte Gewissen, das mich sonst vorauseilend davon abhält, etwas zu erfragen, wurde neutralisiert durch die vielen gleichgültigen bis wohlgesonnenen Reaktionen. Hoffentlich bleibt etwas von diesem Eindruck haften.

Ich empfinde eine Vergrößerung meines sozialen Möglichkeitenraums. Im Verlauf des Spiels begann ich, andere Menschen stärker unter der Frage zu betrachten, was ich bei ihnen wohl anfragen oder wie ich eine Konversation mit ihnen starten könnte. Gerade Interaktionen, die ich früher für unmöglich gehalten hätte, stelle ich mir nun eher mit einem inneren Grinsen vor und einem leichten Antrieb, sie auszuprobieren, als unter der Furcht vor ihrer Ausführung bzw. unter dem Drang, die Unterlassung einer solchen zu rechtfertigen. Auch hier muss sich freilich erst langfristig beweisen, wieviel davon haften bleibt.

Ich denke, ich werde den Geist der Rejection Therapy längerfristig durchs gelegentliche Fortsetzen solcher sozialen Experimente zu pflegen versuchen. Nicht mehr in der Form, unter dem Druck eines solchen 30-Tage-Projektes; aber wenn sich interessante soziale Gelegenheiten ergeben.

Hier liegt glaubich auch einer der Hunde begraben, warum ich die 30-Days-Challenge nicht schaffte: Verglichen zu sonst war dieser Februar ziemlich arm an Gelegenheiten des sozialen Spielens, also z.B. AbendGesellschaften, Parties, dem regelmäßigen Wechsel sozialer Umfelder. Den Großteil der Übungen vollzog sich auf den Straßen meiner unmittelbaren Nachbarschaft gegenüber wildfremden Passanten; ebensolche anzusprechen, fühlte ich mich bald recht begabt, aber das bildet nur einen kleinen Ausschnitt der sozialen Kontexte ab, für die ein solches Spiel interessant sein kann.

Aber auch der Druck, 30 Tage am Stück zu agieren und mir dabei jeden Tag etwas Neues auszudenken (eine Herausforderung, die auf der Website der RejectionTherapy gar nicht verlangt wird; ich hatte sie mir selbst gestellt), wirkte kontraproduktiv. Die Ausführung der rejection attemps kam mir gar nicht so als Problem vor; viel mehr das tägliche Rumgrübeln: was heute versuchen? Gute Einfälle lassen sich nicht durch Disziplin erzwingen. Das Grübeln hierüber belastete meine Tage merklich. Das Karten-Set mit vorgefertigten Aufgaben von der Website hätte mir evtl. geholfen; als Alternative schlage ich Nachahmern vor, sich schon vor Start des Spiels eine lange Liste möglicher rejection attempts zu machen, die notfalls als fallback genutzt werden kann.

Kommentare

#0

JA wie geil ist denn das!?
versuch ich morgen bei der Arbeit!
Nicht das es wirklich relevant ist für mich, aber ; hat das ganze auch einen Sinn???

A-69-O /
#1

JA, weitermachen!

julia /
#2

Ja, super cool!

Christian /
#3

meine kurze version zum 02.04.12: keine ahnung warum -vermutlich weil ich alleine in ner ecke stand- zumindest stand plötzlich plomlompom vor mir. noch nie ein wort gewechselt oder kommentar auf twitter ausgetauscht doch plötzlich fragte er dich nach den eigenen haaren. im kopf nur "ratter ratter, hä?". natürlich nicht sofort geschaltet und ihm ernsthaft geglaubt. die argumente eher dürftig (ja, ich hätte umgestimmt werden können). ich denke ja auf parties würde es schon so manche möglichkeit geben. aber nach haaren fragen wirkt ein etwas zu "seltsam" (seltsam in der form von versteckte kamera). ein "kann ich dein bier haben" oder selbst etwas wie "dein pullover gefällt mir, könnte ich den mal anprobieren" hätte in meinem kopf mehr sinn gemacht. wäre also glaubhafter.

nachdem die kurze unterhaltung vorbei war... hat es klick gemacht.
das @papierschiff_

papierschiff /
#4

papierschiff: Danke für die GegenPerspektive! Ja, die Plausibilität einer VersteckteKamera-Anordnung ist sicher das Problem in einer solchen Situation.

Andererseits: Hättest du denn bei der Frage nach dem Pullover-Anprobieren die vom Spiel anvisierte Ablehnung erteilt?

(Varianten von "Kann ich dein Bier haben" hatte ich tatsächlich als möglichen "rejection attempt" für den Abend erwogen. Da ich aber gerade Alkohol und Koffein boykottiere, sind die "Kann ich dein Getränk haben?"-Möglichkeiten auf einer solchen Party eingeschränkt -- man muss ja immer auch mit "Ja, klar!" als Antwort rechnen und das Eingeforderte dann auch annehmen.)

#5

Es gab da ein Experiment von Milgram, wo Leute in der U-Bahn ihren Platz hergeben sollten:

http://select.nytimes.com/gst/abstract.html?res=F20F15FE3A540C778DDDA00894DC404482&pagewanted=print

ungeschriebene Gesetze, weil sonst Chaos drohe mit so vielen Menschen auf engem Raum.

Hugo Schrullenberg /
#6

(In dieser Sitzplatz-Situation kommt natürlich das eventuelle Missverständnis hinzu, dass es der fragenden Person schlecht ginge.)

Bei dem Experiment stelle ich mir vor, dass der typische Ur-Berliner eher dazu neigt, abzulehnen.

Hugo Schrullenberg /
#7

my pullover is my castle, sprich zumindest ich hätte ihn nicht abgegeben.
eine fehlende argumentation ist ja auch für eine rejection nicht so toll. es fällt einem ja viel leichter etwas "total absurdes" zu fragen, was der andere sowieso nicht ernst nimmt
frage ideen, die mir so gekommen sind: eine person die auf ihrem handy etwas spielt, ob man auch mal spielen kann; ob man von bratwurst, belegtes brötchen, was auch immer abbeißen kann; nach dem weg zum nächsten puff, was auch immer fragen; ...

papierschiff /
#8

@ Hugo Schrullenberg: Ui, toller Stanley-Milgram-Artikel, danke.

@ papierschiff: Ja, Absurdität ist eine leichte Flucht. Vor allem in lockeren / toleranten Kontexten. In Berlin auf der offenen Straße für seltsame Projekte eingesponnen zu werden, ist ja eher der NormalZustand als eine Irritation. Hmm. Andererseits sind zu harmlose Anfragen halt nicht diejenigen, bei denen man mit einer "rejection" rechnet; und um das Erreichen einer solchen geht es ja. Hmm. Ich grübele. Es bräuchte bessere Kriterien für legitime /rejection attempts/.

#9

Ich lese das mit großem Interesse.

#10

Was der tristessedeluxe sagt!

thetruemilhouse /

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