Buch: Pierre Teilhard de Chardin, "Der Mensch im Kosmos" / "Le Phénomène Humain" (1959/1955)
Ich hatte schonmal begonnen, es zu lesen, aber abgebrochen. Nun der zweite Anlauf.
Lektüre-Notizen (am Anfang mit Links auf den ersten Anlauf):
- "Vorbemerkung des Verfassers" (siehe auch, vom ersten Anlauf: LektuereDerMenschImKosmos0):
- Das Buch will NaturWissenschaft ausprobieren; eine zeitliche Entwicklung zwischen Kosmos und Mensch festhalten; dabei nicht groß Philosophie oder Theologie versuchen; aber wer einen solchen Gegenstand in seiner Gänze zu umreißen versucht, wird wohl nicht umhin kommen, ein wenig wie ein Philosoph oder Theologe zu klingen.
- Dass der Mensch eine besondere Bedeutung für die Natur habe, und zugleich die menschliche Zivilisation in besonderem Maße biologisch-natürlich gestrickt sei.
- "Prolog: Sehen" (siehe auch, vom ersten Anlauf: LektuereDerMenschImKosmos0)::
- Fort-, Höher-Entwicklung = fortschreitende Vereinigung und anwachsende Kräfte des Sehens und Erkennens. Hier liegt der weitere Pfad für den Menschen.
- Der Mensch hat, das haben die Wissenschaften inzwischen gelernt, keinen isolierten objektiven Blick von außerhalb der Natur auf dieselbe; sein Blick als Subjekt ist mit der Natur als Objekt vermischt; er analysiert vermehrt die Abhängigkeit des eigenen Blicks von seinen Umständen, aber zugleich auch diese Umstände selbst.
- Wir können nur aus unserem Blickpunkt als Menschen den Kosmos sehen; aber unser Blickpunkt ist privilegiert. Denn kein uns vorausgehendes Tier hat ein so ausgefeiltes, ausuferndes Seh-Vermögen entwickelt, kann das Universum unter so vielen Kategorien betrachten, abstrahieren, Zusammenhänge erkennen usw.
- Diesen privilegierten Blick haben wir uns in einer langen Geistes- und Erkenntnis-Geschichte erarbeitet, und er ist zugleich das Ergebnis, Spitze einer Entwicklung der Natur.
- Es ist an der Zeit, dass wir diesen immer machtvolleren Blick auch auf unsere eigene Position, die des Menschen im Kosmos, wenden; um zu erkennen, was unsere Besonderheit in diesem ist, nicht als Endpunkt einer Entwicklung, sondern als Stadium in ihr. Andeutung, dass es da mit der Entwicklung noch weiter gehen könne in der Zukunft.
- Ein holistischer Anthropozentrismus: Der Mensch ist Mittelpunkt des Kosmos, nicht über ihn erhaben, sondern ganz und gar seine Spitze. Wenden wir uns dem Menschen zu; das heißt aber: verstehen wir ihn als Erzeugnis des ganzen Kosmos, wenden wir uns also dem gesamten Kosmos zu.
- "Die Vorstufe des Lebens":
- "Der Weltstoff" (siehe auch, vom ersten Anlauf: LektuereDerMenschImKosmos1):
- Kleine Physik des Universums.
- Stoffe der Welt, ihre Merkmale:
- Vielheit: Alle Materie, wenn wir ihr auf den Grund gehen, besteht aus vielen Teilen (mindestens hinab bis zu den Atomen).
- Einheitlichkeit: Diese vielen kleinsten Teile jedoch gleichen sich in ihren Formen und funktionieren nach den gleichen Prinzipien. Sie funktionieren stets miteinander, nie isoliert.
- Energie: Sie setzt die Teile wirkungsmäßig miteinander in Beziehung, hält sie zusammen, bildet gewissermaßen ihre Grundsubstanz.
- Die Welt als Gesamtes:
- System: Die Welt besteht aus vielen Teilen, die zu einander in Ordnung stehen; Großes setzt sich aus Kleinerem zusammen und bildet selbst wiederum einen Teil von Größerem.
- Totum: Aber die Welt ist kein sich von klein nach groß einfach nur gleichförmig reproduzierendes Netz; viel mehr ändern sich mit den Größenordnungen auch die Formen; ein Atom ist anders aufgebaut als ein Stein oder eine Galaxie. Deshalb können wir den Kosmos nicht allein über einen Ausschnitt, können ihn nur in seiner Ganzheit verstehen.
- Quantum: die Gesamtheit der Energie, der energetischen Zusammenhänge. Schon ein jedes Atom hat Wirkungskraft auf den gesamten Raum, und umgekehrt.
- Und das alles erstmal nur als Snapshot. Spannender: Die beschriebene Ordnung ist nur ein Punkt in einer zeitlichen Entwicklung. Vom Urknall bis heute ist all das erst entstanden: Atome, Sterne, Leben. Kann sich also auch weiter entwickeln.
- Es scheint wiederkehrende EntwicklungsMuster zu geben: "Komplexifikation" ("zunehmende Verflechtung"); die Entstehung neuer Spielsteine unter Bedingungen großer Konzentration (die Sterne als Schmieden der Stoffe/Moleküle); wie sich diese Spielsteine untereinander immer wieder neu zusammenfügen, bis nächsthöhere Systeme entstehen.
- Thermodynamik. Jede der beschriebenen Synthesen kostet Energie, und der Gesamtvorrat der Energie bleibt gleich; was bei der Erzeugung komplexer Formen an Wärme abgegeben wird, geht an die Entropie verloren. Kommt so die fortschreitende Entwicklung zu immer höheren, komplexeren Formen irgendwann an ein Ende?
- Teilhard gegen die Entropie: Die Annahme der unvermeidlichen Auflösung geht nur von den Regeln der äußeren Physik aus. Vielleicht kann man aber was retten, wenn man dem eine Physik des Inneren (Geistigen?) entgegen setzt.
- "Die Innenseite der Dinge":
- Wider den strikt trennenden Dualismus von "Innen" und "Außen", Geist und Materie. Für Teilhard hängt beides miteinander zusammen, hat also jeder Geist eine materielle Dimension und zugleich jedes Außen auch ein Innen.
- Es gibt das Phänomen des Geistes als Rückseite von Materie (z.B. Gehirn); und da in der Natur nichts spontan entsteht sondern nur als scheinbare neue Qualität aus Steigerung/Neu-Anordnung des bereits Angelegten, muss auch jede materielle Vorform von uns (Stein, Urknall) eine egal wie kleine/primitive Menge Proto-Geist besitzen.
- Wie die materiellen Formen beginnt der Geist / das Leben winzig, gleichförmig, nebeneinander, schwach; und entwickelt sich zu Höherem durch Verflechtung, komplexere und individuellere Formen. Es gibt eine Korrelation zwischen den Komplexitäten von Geist/Leben und Körper; ist das eine primitiv/hochgebildet, ist's das andere auch.
- Kompliziert ist das Verhältnis geistiger und körperlicher Prozesse. Ohne Brot kein Denken, aber kein bestimmtes Denken durch ein bestimmtes Brot.
- Alles trägt in sich "tangentiale" und "radiale" Energie: die tangentiale richtet das Ding entsprechend seiner äußeren Umgebungs-Ordnung, physikalisch, mathematisch-deterministisch; die radiale treibt das Ding in die nächsthöhere Ordnung/Zentrierung/Komplexität. Tangentiale und radiale Wirkungen können einander beeinflussen. Irgendwie entspricht die tangentiale Energie dem Körperlichen und die radiale dem geistigen, glaube ich; aber ich verstehe die Begriffe noch nicht so richtig.
- Durch diese Zweiteilung der Energie scheint sich Teilhard irgendwie einen Fluchtweg aus der Entropie-Falle zu erhoffen.
- "Die jugendliche Erde":
- Erdgeschichte als Geschichte chemischer Verbindungen ansteigender Organisationsform. Die Gesteine und Kristalle entwickeln sich nur bis zu bestimmten Formen und reproduzieren sich darüber hinaus allein durch Verdoppelung; die überschüssige Energie fließt in die BioChemie, die sich schon weiterreichend versucht.
- Erde entwickelt sich einem abgeschlossenem, selbstbezüglichem Raum gegenüber restlichem SonnenSystem, worin Substanzen und Energien aufeinander zentriert werden und sich so zu immer neuen Einheiten und daraus Vielheiten empor schaukeln, die wiederum zu komplexen neuen Einheiten verflochten werden, die wiederum sich verfielfachen und zu komplexeren Einheiten organisieren usw.
- KonsequenterWeise lehnt Teilhard die Idee ab, die uns gebährenden biochemischen Verbindungen könnten aus dem Weltraum auf den Planeten gefallen sein. Er möchte für seinen Anthropo- & Terra-Zentrismus eine geradlinige Entwicklung aus sich selbst heraus zeichnen, kein Chaos aus Störungen/Zugaben von außerhalb.
- "Das Leben":
- "Das Leben erscheint":
- Wer es sich einfach machen will, lässt das Leben mit der Zelle beginnen. Eine Form beachtlicher innerer Komplexität, die sich in beachtlicher Geschwindigkeit ausbreitet, und in ihren Grundmustern sowohl beachtlich stabil, als auch in ihren Eigenschaften beachtlich flexibel.
- Da Teilhard aber vom Gesetz der totalen Ausdehnung ausgeht, interessiert ihn der Übergang von der Zelle zum "Prävitalen". Auch die Zelle ist letztlich nur eine große molekulare Anordnung; ein Ergebnis chemischer, geologischer Vorgänge im ErdBall; eine bloße höhere OrganisationsForm dessen, was schon in den Viren, und weiter rückblickend, in den Kristallen angelegt ist.
- Schon bei anderen Substanzen sehen wir die Neigung, sich auf den umgebenden Raum zu vervielfältigen; nach (und vielleicht parallel zu) diversen EinBahnStraßen taten sich im UrMeer bioChemische Verbindungen hierbei besonders fruchtbar hervor und organisierten sich mehr und mehr auf ein EndErgebnis "Zelle" hin.
- So wie sich aus der QuantenWelt die Atome bilden und aus den Atomen die Moleküle, stellen die Zellen eine nächsthöhere physikalische Ordnung dar -- mit sehr viel mehr vitaler, innerer, "radialer" Energie: sie verflechten sich, aber in größerer individueller EigenStändigkeit, nicht mehr bloß nach statistischen Gesetzen, sondern "organisch".
- Die Zelle stellt einen in der ErdGeschichte einmaligen Qualitäts-Sprung in der Selbst-Organisation von Materie dar: Es gibt auf ihrer Ebene keine Neben-Entwicklungen, Vorgänger oder Nachfolger gleichen Erfolgs. Ihre grundlegende Einheitlichkeit in allen LebeWesen beweist, dass sich nur ein EntwicklungsStrang durchgesetzt hat, das Leben nicht in verschiedenen Epochen mehrfach entstand.
- "automatische Unterdrückung der Entwicklungs-Ansätze": Das Leben frisst seine Väter. UrStoff und EntstehungsBedingungen werden von der Evolution des Lebens verbraucht und sind deshalb nachträglich nur noch schwer nachzuvollziehen, selbst im Labor, das ja den UrZustand auch nur spekulativ nach-empfinden kann. Argumentation Teil von Teilhards Projekt, linearen Fortschritt gegen zyklische Parallelismen zu behaupten.
- Wo die LebensFormen klein und primitiv sind, sind sie umso zahlreicher: Der verfügbare Raum wird stets ausgefüllt.
- "Das Leben breitet sich aus":
- Merkmale des Lebens und seiner Entwicklung ("Evolution"):
- "Reproduktion": eine Form, die zu komplex ist, um durch bloße Härte und Unveränderlichkeit zu bestehen; das Lebendige bewahrt seine Muster nicht durch Starrheit derselben, sondern indem es sie -- als Konter zur ihm eingebauten Vergänglichkeit -- immer wieder neu gebährt.
- "Vermehrung": Was einst dem Schutz seiner Form diente, die Reproduktion, führt ab Überschreiten der ErfolgsSchwelle auch gleich schon zur Ausbreitung des Lebens -- und zwar so weit, wie es der Raum, die Ressourcen, die Witterungs-Bedingungen erlauben.
- "Erneuerung": Zugleich reproduziert sich das Leben mit einer gewissen Mutations-Rate und differenziert sich so in ansteigende Verschiedenheit, Vielfalt aus.
- "Konjugation": Diese Vielfalten erwachsen zu rekombinierbaren Typen, zur gegenseitigen Befruchtung, zum Austausch der Merkmale in der geschlechtlichen Fortpflanzung (statt der Zelle, die sich nur aus sich selbst teilt).
- "Assoziation": Von der Zelle zum Ameisen-Haufen bis zur menschlichen Gesellschaft differenzieren sich verschiedene Stufen des Lebens in Systeme von Individuen aus, die als Ganzes Eigendynamiken über die bloße Summe ihrer Teile hinaus entwickeln.
- "Planmäßige Additivität": Die Mutation erzeugt nicht nur ein flaches NebenEinander verschiedener Merkmale; kleine Mutation häuft sich auf kleine Mutation, bis sich grundlegend neue Organe bilden. "Orthogenese": aus der Anhäufung von Zufällen bildet sich inkrementell eine Stoß-, eine ZielRichtung heraus.
- Treibstoffe der Entwicklung des Lebens sind:
- "Verschwendung": Alles wird ausprobiert, experimentelles "Tasten" in jede Richtung, durch eine maßlose ÜberProduktion von LebensFormen.
- "ErfindungsGeist": Unzweifelhaft Neues entsteht aus einer neuen Konfiguration des Alten.
- "GleichGültigkeit": Das Leben als Ganzes entwickelt sich, indem es seine kurzfristigen Manifestationen immer wieder sterben lässt, durch Massen-Dynamiken die mehr wiegen als der Einzelne (beides: Verachtung des Individuums), indem es auch jedem Einzelnen nur zu einer Perle auf einer unendlichen Kette der Weiter-Entwicklung macht.
- "globale Einheit": Die gesamte BioSphäre lässt sich sehen als, funktioniert bei hinreichend weiter Perspektive als ein einziger großer in sich geschlossener Organismus.
- Der LebensBaum entfaltet sich in verschiedene Zweige / "Phylen", die nicht nur durch buchhalterische Willkür, sondern durchaus wesensmäßig sich voneinander scheiden, in ihrer Entwicklung durch bestimmte Mechanismen getrennt werden und dann ihnen eigene LebensLäufe ab-arbeiten.
- Eine LebensForm hebt sich erst kaum sichtbar durch unspektakuläre Details vom Rest ab, die aber ab bestimmten kritischen Schwellen ihr einen eigenen Raum öffnen, den sie dann auch für sich zu verteidigen lernen, erst durch sprießendes Experimentieren mit den ihnen eigenen Möglichkeiten, dann durch Festigung und Konsolidierung derselben.
- Teilhard parallelisiert es anschaulich mit der technischen Entwicklung: Erst grobe Idee/GrundPrinzip, aber noch unausgegoren, dementsprechend schwach, unprofitabel; dann Phase der vielfältigen Verbesserungen, raschen Entwicklung; dann in standardisierter Form wird in großem Ausmaß die Welt erobert, Verbesserungen aber nur noch im Detail.
- Das heißt nicht, dass mit der Konsolidierung die Entwicklung zum Stillstand käme; auch aus den Rändern der inzwischen gefestigten Phyle können sich neue Details hervor-schälen, aus denen eigene neue Phylen erwachsen. Nur fließt die Weiter-Entwicklungs-Energie dann eben in dieses wesensmäßig Andere, nicht mehr die Zielrichtung des bereits Fertigen.
- Die Prototypen sind naturgemäß von geringer Menge, fragil und vergänglich; die fertigen Formen dagegen zahlreich, fest und stark; dem nachträglichen Blick erreichbar bleiben also vor allem letztere: "Gesetz der Unterdrückung der EntwicklungsAnsätze".
- Gerade diese Prototypen, die unausgegorenen ZwischenFormen, sind, was den organischen Zusammenhang der verschiedenen Phylen und GrößenOrdnungen verdeutlichen würde. Nur die fertigen klar abgetrennten Verschiedenheiten sind leicht sichtbar; dass dagegen alles miteinander ein großes GesamtLeben bildet, wird so verschleiert.
- "Demeter":
- Auf den ersten Blick mag die Evolution chaotisch und ziellos verlaufen; auf den zweiten offenbart sie für Teilhard deutlich eine Richtung, eine Maßgabe für "Komplexität" oder "Fortschritt": hin nämlich zu einer immer höher ausgebildeten Innerlichkeit, einem immer ausgefeilteren NervenSystem, immer mehr Geist, radialer Energie.
- Denn ist denn nicht eben das die Abfolge der jeweils qualitativ wirkungsvollsten Prozesse auf der Erde: GeoGenese, BioGenese, PsychoGenese? Sind es nicht die Wesen mit der größten radialen Energie, die am Stärksten die Welt um sich transformieren, statt sich nur von ihr transformieren zu lassen? Nimmt nicht die radiale Energie im Kosmos, ganz im Gegensatz zur tangentialen, unaufhaltsam zu?
- Prachtvoll, aber tot: die ganzen Spezialisten in der TierWelt. SäbelZahnTiger und Ameisen; sie haben eine bestimte Nische perfektioniert -- und sind dann in dieser erstarrt.
- Gerade die Ameisen strahlen auf den ersten Blick eine vielversprechende Intelligenz und Sozialität aus; aber schaut man genauer hin, funktionieren sie zu perfekt auf ganz bestimmte, enge Zwecke hin, und zeigen darüber hinaus nichts an Freiheit, Kreativität, SpielTrieb. Sie sind das trostlose totalitäre Kollektiv.
- All das, was den Ameisen in dieser Schilderung fehlt, findet sich bei den SäugeTieren -- und am Höchsten ausgebildet bei den Primaten, diesen ausdrücklichen Nicht-Spezialisten, in ihren tangentialen Fähigkeiten kümmerlich gegenüber ihren ArtGenossen -- und dafür aber versehen mit der höchsten Ausbildung des NervenSystems.
- "Das Denken":
- "Die Geburt des Denkens":
- Wahrlich, der Mensch ist ganz und gar Produkt der Natur; aber zugleich in ihr einzigartig als Achse einer Bewusstseins-Entwicklung, die die kritische Schwelle zu Ich-Bewusstsein, analytischem Denken, Intelligenz überschreitet. Ein allgemeines VoranTasten von Bewusstsein/Psyche/Instinkt in eine neue EntwicklungsRichtung, sichtbar in vielen Arten, erreicht erst im Menschen den Punkt des Umschlagens in eine neue Qualität, das Denken, die alles Vorhergehende in ein neues Licht stellt, transformiert.
- Bemerkenswert am Menschen, zum Beispiel: die Individualität seiner einzelnen Manifestationen, die sich ihrer selbst als EigenWert bewusst sind, in einem Für-Sich über der biologischen Spezies hinausragen können; es ist unergiebig, die Spezies entlang ihrer körperlichen Merkmale aufzugliedern, stattdessen: Aufgliederung nach Persönlichkeiten, kulturellen Kontexten; diese aber flüssig und rekombinierbar, auf einer ganz anderen Ebene als der genetischen.
- Die Entwicklung des Bewusstseins und auch der menschlichen Denk-Kultur ist zwar eine neue Qualitäts-Stufe in der Evolution, trägt aber immer noch ihre wesentlichen Merkmale weiter: den Überlebens- und Konkurrenz-Kampf, das sich in alle Richtungen ausprobierende VoranTasten, die Selbst-Vervielfältigung durch Paarung und Mutation.
- Seit mit dem Menschen der Geist aus einem leicht übersehbaren inneren Geheimnis hinaus ins Licht getreten ist als eigentlicher TriebMotor massiver Umgestaltungen gerade auch der körperlichen, äußerlichen Welt, überzieht neben Barysphäre, Lithosphäre, Hydrosphäre, Atmosphäre und der (auf diese aufsetzenden) Biosphäre aus letzterer heraus eine neue Schicht den Planeten: die von der Triebkraft des Denkens gestaltete Noosphäre. Kein Geologe wird sie ignorieren können, genauso wenig wie ein Erdgeschichtler die "psychozoische" Epoche.
- Ein bemerkenswerter Wandel; doch wo und wie fand er genau statt? Trat der Intellekt graduell am Menschen hervor, oder ist der Schritt so radikal, dass es ein Individuum gab, das denken konnte, vor lauter Individuen, die es noch nicht konnten? Diese und andere Fragen verbannt Teilhard ins Dunkel des nicht mehr Erfahr-, kaum Erforschbaren. So oder so dürfte das zarte Pflänzchen einer neuen Innerlichkeit nicht sofort nach Außen hin sichtbar, in seiner kommenden Gewalt spürbar gewesen sein.
- "Die Entfaltung der Noosphäre":
- Die körperliche Entwicklung der VorMenschen und Menschen. Für Teilhard ist sie schon nicht mehr Zufall, sondern bereits geformt um den aufsprießenden Geist herum. Der entstehende Geist ist der kritische Punkt, von dem aus sich die Prähominiden und die Neanderthaler usw. formen. Finden wir FeuerStellen-Spuren und SteinWerkzeuge nicht bereits bei den ersten homini?
- Und dann, ab den ersten HöhlenMalereien, sehen wir den menschlichen Geist bereits voll ausgebildet -- jedenfalls in seinen Kapazitäten. Die folgenden Jahrtausende gehören der Bewegung, diese Kapazitäten in alle Richtungen auszuformulieren und zu erkunden. Die körperliche Entwicklung kommt hier auch zum vorläufigen EndPunkt; über den Globus verteilt sind die verschiedenen rassischen Merkmale nun langsam in ihrer heutigen Streuung anzutreffen. Die weitere Evolution arbeitet sich nicht mehr an dieser Oberfläche ab, sondern, über-rassisch, an Geist und Kultur.
- Neolithikum: Sesshaftigkeit, Vergrößerung der Gruppen, Spezialisierung -- und damit Erhöhung der sozialen und geistigen Konzentration, Steigerung der experimentellen Möglichkeiten. Alles wird ausprobiert an Formen des ZusammenLebens, des AnEignens von Umwelt, der Technik. Kulturen konsolidieren sich, steigen und fallen, aber bauen auch vermehrt aufeinander auf. Diese Bewegung hält bis heute an; die überlieferte Geschichte erscheint uns nur besonders, weil wir mehr HandFestes zu ihr wissen.
- Im Neolithikum zieht sich, erst dünn, die Noosphäre über den Planeten, aber schon mit einigen Zentren kultureller Konzentration, die mehr oder weniger erfolgreich über ihre Umgebung ausstrahlen, sie zu erobern versuchen: Fruchtbarer Halbmond, Indus, China, Polynesien, Mittel-Amerika. Eurasien bietet den größten EntfaltungsRaum; hier aber krankt China an früh erstarrender ÜberSpezialisierung und Indien an der Verirrung in der Metaphysik. Am nachhaltig Produktivsten: MittelmeerRaum/Europa.
- "Der Westen" beweist sich in der entscheidenden Entwicklungs-Phase als der Raum, wo die Entwicklung des Menschen am Stärksten sich erhitzt, voran getrieben wird; nur folgerichtig, dass seine kulturelle AusstrahlungsKraft sich global als die Stärkste erweist und heute seine Begriffe die Maßgabe der menschlichen Höher-Entwicklung darstellen.
- "Die moderne Erde":
- Die Jahrtausende seit dem Neolithikum: langsames, bloßes Reifen eines EntwicklungsSprungs, der sich deutlich sichtbar seit dem 18. Jahrhundert vollzieht: das Vermögen der Menschheit zur Verwandlung und Aneignung der ErdOberfläche und ihrer Energie-Formen explodiert, hinauf von AckerBau und Feuer zu Öl und Elektrizität, von Holz und Stein zu Stahl und Plastik.
- Teilhard zitiert Henri Breuil: "Unsere augenblicklichen intellektuellen, politischen und sogar seelischen Erschütterungen haben eine ganz einfache Ursache. Wir haben eben erst die letzten Anker gelichtet, mit denen wir noch an die Steinzeit gekettet waren." (S. 218)
- Mit diesem wirtschaftlich-wissenschaftlichen Wandel auch ein BewusstseinsWandel des Menschen: hinaus aus der behaglichen "Nähe" und Kleinheit einer Welt, die nur wenige Jahrtausende alt ist, und als Planet gerade einmal eingeschlossen in ein enges Firmament aus einige tausend Meter entfernten Sternen, heraus geschleudert in einen Kosmos, der in Raum wie Zeit ins Unermessliche wächst, hinauf in den Makro- wie hinab in den Mikro-Kosmos.
- Für Teilhard ist die Evolutions-Theorie der größte Erkenntnis-Sprung: Sie verkettet die Vielheiten des Kosmos zu einer großen "Solidarität" und Fortschrittlichkeit. Nichts funktioniert mehr isoliert voneinander. Wesentlich, und von vielen ihrer Theoretiker nicht geleistet, ist aber der Sprung, auch den Geist, der die Evolution erkennt, als Teil derselben in einem materiell-psychichen Kontinuum zu verstehen: Die Evolution erwacht, um sich selbst zu beschauen, zu analysieren, zu kritisieren.
- Der moderne Mensch ist verunsichert durch die Erweiterung seines WeltBildes: Lovecraftscher CosmicHorror erfüllt ihn angesichts der unmenschlichen neuen Dimensionen von Raum, Zeit, Universum. Doch es gibt Trost: Nämlich zu erkennen, dass wir nicht verachtete Rand-Erscheinung dieses Ungeheuers Kosmos sind, sondern in gewisser Weise sein MittelPunkt: All diese Extreme waren notwendig, damit wir entstehen konnten; sie sind alle Teil des selben LebensPrinzips, das in uns erblüht. Solidarität des Kosmos mit uns.
- Kleiner Dawkins: Denn erstrecken sich die Prinzipien der Evolution nicht weiter hinaus als nur ins "nur" Biologische; finden wir die evolutionäre Transformation nicht genauso in der IdeenGeschichte, in der Entwicklung der Sprachen, der Künste usw.? "Evolution" ist ein Begriff nicht nur für die Genetik, sondern gleichermaßen für die Physik (vom Urknall bis zum Atom und zur Galaxis) und den Geist/die Kultur.
- So will Teilhard auch die Mauer zwischen "Zufall"/"Evolution" und "Plan"/"Erfindung" einreißen: die selbe Bewegung des forschenden und experimentellen (Voran-)Tastens kennzeichnet das Leben in der Atomphysik, der Entwicklung der Arten und der menschlichen Technologie-Geschichte. Vor uns liegt ein Kontinuum, in dem sich höchstens der Grad der schöpferischen Eigen-Aktivität der einzelnen Teile vergrößert (wären wir da wieder bei der "radialen Energie"?).
- Das aber ist die andere Angst der Moderne: Nun da die Evolution ins uns zu BewusstSein und SelbstBestimmung findet, entsteht in ihr ein planerisch-vorausscheuender Geist, der fragt: Wie wird, wie soll es weiter-gehen? In der RückSchau scheint die bisherige Entwicklung für uns optimal, aber wird es auch die künftige sein? Werden wir uns ein Bein stellen und vernichten, oder immer weiter zu irgendeinem höheren Punkt streben, und wenn ja, wo liegt dieser?
- Hier zögert Teilhard, die bisher diagnostizierten Gesetze mit wissenschaftlicher Sicherheit in die Zukunft zu projizieren (wie Kurzweil es täte). Hier tritt ein: die Notwendigkeit des Glaubens; aus dem Bisherigen das Vertrauen ziehen, dass das Leben immer weiter, immer höher strebt. Was das nicht tut, das lebt nicht, das stirbt. (Es gibt keine RückEntwicklung bei Teilhard, denn sie widerspricht seiner Definition des Lebens; es gibt nur Sterben, das anderem Leben Platz macht.)
- "Glaube" heißt also: Glaube an die Fortschrittlichkeit, Fortführung der Evolution; wünschenswerterweise in uns, der menschlichen Zivilisation; Streben nach weiterer Steigerung der Noosphäre; Feindschaft der zufriedenen Stagnation, dem Einfrieren des Ist-Zustandes; wider das Begnügen mit dem, was wir haben, für ein fortwährendes Erneuern unseres Strebens nach noch-Höherem, wenn wir das nächst-höhere Plateau erreicht haben. Oder gibt es vielleicht einen EndPunkt, auf den das alles (wir, Kosmos, Leben) zusteuert?
- "Das höhere Leben":
- "Die kollektive Lösung":
- Irrwege Selbst-Isolierung, Individualismus, Rassismus. Glaubt ein Pfad oder Fähnchen der Evolution sich als HöhePunkt, vielleicht temporär sogar zurecht, und will deshalb fortan für sich allein werkeln, vom Rest sich abschneiden / in Ruhe gelassen werden, endet es unweigerlich in einer SackGasse, stagniert ohne Austausch mit dem Rest, stirbt ab.
- Die KugelForm des Planeten: eine Geschlossenheit ohne Bremse. Der Mensch, der sich auf ihr ausbreitete, konnte die ersten Jahrzehntausende in alle Richtungen, ohne sich auf die Füße zu treten. Irgendwann aber Ausfüllung des Raumes, seitdem: statt Ausbreitung Konzentration und Erhitzung, technisch-psychisch-kulturelles Entwickeln in die Höhe statt in die Breite.
- Diese Erhitzung und Konzentration treibt sich selbst an: In ihrem Lauf breitet sich der materielle und geistige EntfaltungsRaum jedes Einzelnen (über Technologie, Eisenbahn, Telegraphen) immer weiter aus, erreicht schließlich den Umfang des ganzen Planeten. Das erhöht noch die Dichte, gegenseitige Überlagung, in der das Immer-Mehr an Menschen sich befindet, steigert also auch den Überschuss an radialer Energie, der den Menschen weiterträgt usw. usf.
- Unabhängig aller internen äußerlichen Ausdifferenzierung der Menschen-Gruppen findet die Menschheit als Ganzes zu einer planetaren Zusammengehörigkeit und Stabilität wie keine andere Spezies, und zwar über den planetaren geistigen Austausch; er hält uns zusammen, hält einen Raum gemeinsamen Lebens aufrecht. Schon deshalb ist jeder Rassismus eine Schnaps-Idee.
- Die Idee der "Humanität" als erste BewusstWerdung der Besonderheit des Menschen als planetarem Super-Organismus: dass wir alle trotz unserer Verschiedenheit ein Gemeinsames sind, dass man sich über den Tod des Einzelnen oder des Selbst hinwegtrösten kann durch die FortExistenz des Ganzes, dass zumal das Ganze sich fortentwickelt trotz aller individuellen RückSchläge; die Menschheit vereint in einem großen Strahl forwärts.
- Die Idee der "Wissenschaft" hinzu als gemeinsame Welt-Erkenntnis dieser Menschheit, Bündelung und Steigerung all ihrer Denk- und Wissens-Kräfte zu einem großen Auge, das den Kosmos in einer Weise sieht und ordnet wie nie etwas vor ihr; das weiterhin die eigenen Bedingungen analysiert und so zu gestalten lernt, bis hin zur Evolution, zum Leben, zu den UrPrinzipien des Kosmos. Teilhard prophezeiht, bald werden wir die Gene beherrschen, selber Leben schaffen, die planetare Evolution neu "ankurbeln".
- Die "Mega-Synthese" steht an, die Vereinigung aller Seelen, der ganze Planet eine einzige denkende Masse, die Individuen gehen auf im globalen Welt-Gehirn, es ist ganz und gar unausweichlich, alternativlos; anders lässt sich die Krise der Moderne nicht lösen, der ÜberSchuss an Energie und GestaltungsKraft, das immer größere Reiben der Völker und Staaten und Menschen aneinander, die ansteigende unverwendete Arbeit (die zu Unrecht als "Arbeitslosigkeit" beklagt, in niederdrückende "Freizeit" aufgelöst wird).
- "Jenseits des Kollektiven: Das Überpersönliche":
- Alles strebt zur göttlichen Über-Synthese … oder? Leben wir nicht eher in der Zeit der Entzweiung, der Kriege? Teilhard antwortet: Ja, wir üben halt noch, sind neu im Geschäft der Vermassung und Globalisierung, Rom wurde auch nicht an einem Tag usw. Und geben nicht die bisherigen Kollektivierungs-Versuche ein eher trauriges Bild ab? Teilhard: Ja, aber Faschismus, Kommunismus usw., das sind ja nur Kristallisationen, AmeisenHäufen. Sie reduzieren Komplexität, statt sie zu erhöhen.
- Die Über-Synthese kann nicht darin bestehen, die Komplexität und Bewusstheit und Persönlichkeit, zu der sich der Mensch im Einzelnen erhoben hat, wieder nach unten zu drücken, zu primitivieren, aufzulösen zugunsten eines größeren Ganzen; viel mehr müssen gerade diese höchsten Werte aus des Menschen Tiefe miteinander in Kontakt gebracht, dabei nicht nur erhalten sondern durch den Kontakt auch noch gesteigert werden; die Synthese wäre eben eine zu einem höheren (statt nur größeren) Ganzen.
- Die Herzen der Menschen in ihrer jeweiligen Persönlichkeit erhalten und sie trotzdem zu einem höheren Ganzen verschmelzen, wie geht das? Durch die Liebe. Das Streben aus dem Inneren der Teile zu einander, statt durch äußeren Zwang. Das Zueinander-Streben durch radiale (geistige), statt durch tangentiale (materielle) Energie. Die besonderen Fähigkeiten, die Synthese qua Liebe den bisherigen materialistischen Synthese-Modellen voraus hat, die nur nach äußerem (tangentialen) Nutzen fragen (i.e. Kommunismus).
- Aber ist nicht die Liebes-Fähigkeit der Menschen beschränkt? Kann man der Einzelne nicht nur Wenige, vielleicht in größter Tiefe sogar nur eine andere Person lieben? Wie soll dann je die große Über-Synthese der gesamten Menschheit entstehen? Doch es gibt ihn, den (Entwicklungs?-)Drang hin zur All-Liebe, bei den Mystikern, in den erleuchteten Momenten. Es ist nicht unmöglich, den gesamten Kosmos zu lieben.
- Der Punkt Omega. Er ist diese Über-Synthese, zu der alles (oder zumindest die Erde) strebt, und er ist auch schon spürbar. Er strahlt zurück; es ist genug von ihm schon da, also genug Mega-Synthese, dass seine Kraft uns schon heute anzuleiten beginnt, schon heute als Organisations-Prinzip sich auswirkt. Wie mit der Emergenz zu jeder neuen Komplexitäts-Stufe neue Eigenschaften hinzu-kommen, werden auch in seinem EinzugsBereich die NaturGesetze wackelig. Deshalb stellt er auch den Entropie-Tod in Frage.
- Futurologische SeitenHiebe: Die einen sagen: "Wir sehen keinen Fortschritt, nur das ewig Gleiche." Teilhard korrigiert: Skalierungs-Fehler. Tretet zurück, big picture, dann wird euch die Veränderung, die Entwicklung sichtbar. Wer aus der Mitte der Veränderung sich umschaut, wird sie nicht wahrnehmen. Die anderen (Kurzweil) sagen: "Singularität noch in unserer Lebenszeit!" Teilhard korrigiert: Das kann alles durchaus noch ein bisschen dauern. (Aber trotzdem, relativ gesehen, nur ein bisschen.)
- "Der Endzustand der Erde":
- Die SelbstVerkapselung der Erde als ÖkoSystem brachte sie zur äußersten Konzentration, inneren Reflexion ihrer Energien, zum BewusstSein. Was aber, wenn dieser Punkt im Kosmos ausgelöscht wird, wie es zwangsläufig irgendwann nach kosmischen Gesetzen ansteht? Teilhard beruhigt: Sind doch Erde und Mensch Spitze und Sinn des Kosmos, kann er es sich gar nicht leisten, sie vorzeitig auszulöschen. Sind wir Höhepunkt der Natur, dann privilegiert und schützt uns die Natur.
- Weitere EntwicklungsAchsen:
- Wissenschaft werde zum SelbstZweck und edlen HauptBeschäftigung des Menschen. Nicht mehr länger bloßer ErfüllungsGehilfe der Produktion von Panzern und Landwirtschaft, werde die Neu- und WissBegier selbst zum HauptSpielPlatz unserer Energien, die ja (nicht zuletzt angetrieben durch die Wissenschaft) in immer stärkerem Maße freigesetzt werden durch Maschinisierung der niederen Arbeiten. Nicht mehr nur der Spezialist, sondern jedermann möge sich bald ganz dem Denken, Forschen, Experimentieren widmen können!
- Auch möge sich die Wissenschaft, in Anerkennung seiner zentralen Rolle im und für den Kosmos, mehr und mehr dem Menschen selbst, seiner Analyse und Verbesserung zuwenden. Teilhard fordert eine humane "Eugenik" und redet transhumanistischen Schwärmereien das Wort.
- Verbrüderung von Wissenschaft und Religion, oder sagen wir besser: Mystik, SinnSuche. Die bloße Analyse wird uns nicht befriedigen, wir müssen an ihre Zielgerichtetheit glauben, an den Fortschritt, daran, dass unser Forschen und Experimentieren irgendeinen Sinn hat. Und je höher die Wissenschaft in ihren Theorien dringt, desto mehr erlangen diese mystische Qualitäten. Kosmologie, String-Theorie usw.
- Und was steht längerfristig an? Die Ausbreitung auf andere Planeten? Die Entdeckung von und Verschmelzung mit anderen Intelligenzen? Beides hält Teilhard für unwahrscheinlich -- andere Planeten sind zu unwirtlich für uns, die Erde dagegen mit uns für uns gewachsen; und wie sollte der selbe wundersame Ablauf wie auf der Erde gleichzeitig irgendwo sonst im Kosmos, wie sollte der Kosmos sich zweifach auf die selbe Spitze gebündelt haben?
- Für wahrscheinlich hält Teilhard die Perfektionierung der Noosphäre bis hin zu "Gott-Omega" im Rahmen der Erde selbst. Die allerhöchste Vergeistigung -- und damit Überwindung des physikalischen Kosmos, den weiter zu erforschen ja nur ein weiteres Klammern an seine Regeln wäre. Er sieht am Horizont eine höhere Stufe des geistigen Seins, die zu beschreiben ihm aber das Vokabular fehlt.
- "Epilog: Das Phänomen des Christentums":
- Omega-produktive Eigenschaften des christlichen Glaubens: Er ordnet das Eigene, Kurzweilige, Sterbliche in eine langfristige EntwicklungsLinie des Fortschritts und der Unsterblichkeit ein -- mein Tun und Denken ist nicht vergeblich, trägt bei zum Großen Ganzen. Und: die christliche Liebe eint, umfasst breit und diskriminierungsfrei alles und jeden, eint sie, befördert also die Verdrahtung von allem mit allem, die große Synthese.
- Omega rumort unter der Evolution, und mit der GeistWerdung des Menschen offenbart Omega sich in ansteigender Klarheit; das richtig verstandene Christentum ist eine solche Offenbarung, BewusstWerdung der Prinzipien zu Omega. Richtig verstanden ist es dabei weniger in theologischen Dogmen als in seinen mystischen TriebKräften zu Einheit, dem Personalen, der Liebe.
- Stärker als alle anderen Religionen schmiegt sich das Christentum an die Prinzipien, die den Kosmos hin zu Omega leiten, und nimmt daher unter den Religionen eine privilegierte Stellung ein. Ohne seine UrPrinzipien zu verraten, kann es sich so den Prinzipien des Kosmos, soweit diese immer weiter von der Wissenschaft erschlossen werden, anschmiegen, sie inkorporieren. So verliert es nicht an Aktualität, sondern bleibt viel mehr zukunftsweisend, kann sich an unserer NaturForschung erneuern und vervollkommnen.
- "Zusammenfassung oder Nachwort: Die Essenz des Phänomens Mensch":
- Was der Titel verspricht: Rasche ZusammenFassung aller bisherigen Thesen. Immerhin wird auch eine Art Technologischer Singularität behauptet: dass wir auf dem Weg zu Omega einen kritischen Punkt überschreiten, hinter dem nichts mehr für uns heute vorhersehbar, dessen Kinder für uns unbeschreibbar, undenkbar sind.
- "Anhang: Einige Bemerkungen über den Rang und die Rolle des Bösen in einer evolutionären Welt":
- Natürlich bringt die Evolution auch Leid, Tod usw. mit sich; notwendige TriebFedern ihres Funktionierens in vielen ihrer EntwicklungsPhasen. Ob in einem Maße über das Notwendige hinaus, und wenn, warum, darüber will sich nicht Teilhard, darüber sollen sich andere Theologen einen Kopf machen.