25,37c25,37
- *] [*"Human Nature"*]:
- *] [*"Why Don't We Give More?"*]:
- *] Die Differenz zwischen dem nach Singers ethischen Prämissen korrekten Handeln und dem tatsächlichen als moralisch und sehr wohl durch Nächstenliebe angetriebenen Handeln der Menschen lässt sich vor allem Evolutions-psychologisch erklären:
- *] Affekte treiben uns stärker und schneller zum Handeln als Vernunft. Unsere Affekte werden stärker angesprochen von vereinzelten Gesichtern statt von abstrakten Zahlen. Menschen geben um ein Vielfaches mehr zur Rettung eines eindeutig identifizierten Kindes als zur Rettung einer Vielzahl von Kindern.
- *] Betroffenheit und HilfsDrang sinken mit ansteigender Distanz und Fremdheit. Immerhin: Globalisierung und moderne Kommunikations-Medien führen uns alle näher aneinander. Aber auch: Seit es uns in unseren Ländern immer besser geht, müssen wir umso weiter blicken, um die eigentlich Elenden zu erreichen.
- *] HilfsWilligkeit sinkt, je relativ kleiner eigener Beitrag wirkt: Für selbe absolute Zahl Rettbarer sinkt HilfsBereitschaft, je geringer ihre relative Größe zur Zahl der Unrettbaren ist. Nur Tropfen auf heißen Stein! Ähnlich Kitty-Genovese-Dilemma: Je mehr passive Beisteher, desto geringer die eigene HilfsBereitschaft.
- *] Monetäre/finanzielle Hilfe gibt kein [/warm/fuzzy feeling/]; Monetarisierung von menschlichen Beziehungen entleert sie affektiv; in Geld denken ist psychologisch in Autarkie denken. Deshalb z.B. kein Geld gegen BlutSpenden: Würde altruistisch-gemeinschaftliche Anreize abwürgen und in Summe das Gut wohl eher verknappen.
- *] Gerechtigkeits-Denke: Menschen versagen sich sogar selbst Geld, wenn es ihrer (Selbst-)Gerechtigkeit widerspricht; lassen sich lieber gar nicht entlohnen als zu niedrig. Ebenso erscheint es ihnen unfair, viel zu spenden, wenn Andere, die vielleicht sogar mehr haben als sie, nichts oder nur wenig spenden.
- *] [*"Creating a Culture of Giving"*]:
- *] Konträr zu Jesus und Maimonides soll man sehr wohl der Welt zeigen, dass und wieviel man spendet, um das Spenden zu normalisieren und zu propagieren; dabei wiegt das Publizieren des eigenen SpendenBetrags im Verhältnis zum GesamtVermögen mehr als das Markieren von Theater-Sälen mit dem eigenen Sponsoren-Namen.
- *] SpendenKampagnen, die im oft erfolgreichen Appell an die evolutionierte Psychologie z.B. ein einzelnes "adoptierts" Kind in den MittelPunkt stellen, laufen Gefahr (so das Geld wirklich nur dorthin geht), vor Ort die GesamtBesserung der LebensBedingungen zu vernachlässigen und Neid unter vormals Gleichen zu provozieren.
- *] Altruismus-Default mit Opt-Out-Möglichkeit statt Opt-In-Altruismus motiviert Leute, die sich sonst nicht zu altruistischen Schritten entschließen würden; Beispiel Deutschland vs. Österreich bei OrganSpendenAusweis. Vorschlag: ein freiwilliger Prozent SpendenAbgabe vom Einkommen; niedrig genug, dass nur wenige es abwählen.
- *] InfrageStellung der "Ideologie" des EigenInteresses: Amerikaner vor allem rechtfertigen gerne jedes Handeln mit Egoismus, NächstenLiebe ist ihnen peinlich. Egoismus als selbst-erfüllende Prophezeiung. Unglaube gegenüber altruistischer Motivation, gegenüber SelbstLosigkeit Anderer.
+ *] [*"Human Nature"*]:
+ *] [*"Why Don't We Give More?"*]:
+ *] Die Differenz zwischen dem nach Singers ethischen Prämissen korrekten Handeln und dem tatsächlichen als moralisch und sehr wohl durch Nächstenliebe angetriebenen Handeln der Menschen lässt sich vor allem Evolutions-psychologisch erklären:
+ *] Affekte treiben uns stärker und schneller zum Handeln als Vernunft. Unsere Affekte werden stärker angesprochen von vereinzelten Gesichtern statt von abstrakten Zahlen. Menschen geben um ein Vielfaches mehr zur Rettung eines eindeutig identifizierten Kindes als zur Rettung einer Vielzahl von Kindern.
+ *] Betroffenheit und HilfsDrang sinken mit ansteigender Distanz und Fremdheit. Immerhin: Globalisierung und moderne Kommunikations-Medien führen uns alle näher aneinander. Aber auch: Seit es uns in unseren Ländern immer besser geht, müssen wir umso weiter blicken, um die eigentlich Elenden zu erreichen.
+ *] HilfsWilligkeit sinkt, je relativ kleiner eigener Beitrag wirkt: Für selbe absolute Zahl Rettbarer sinkt HilfsBereitschaft, je geringer ihre relative Größe zur Zahl der Unrettbaren ist. Nur Tropfen auf heißen Stein! Ähnlich Kitty-Genovese-Dilemma: Je mehr passive Beisteher, desto geringer die eigene HilfsBereitschaft.
+ *] Monetäre/finanzielle Hilfe gibt kein [/warm/fuzzy feeling/]; Monetarisierung von menschlichen Beziehungen entleert sie affektiv; in Geld denken ist psychologisch in Autarkie denken. Deshalb z.B. kein Geld gegen BlutSpenden: Würde altruistisch-gemeinschaftliche Anreize abwürgen und in Summe das Gut wohl eher verknappen.
+ *] Gerechtigkeits-Denke: Menschen versagen sich sogar selbst Geld, wenn es ihrer (Selbst-)Gerechtigkeit widerspricht; lassen sich lieber gar nicht entlohnen als zu niedrig. Ebenso erscheint es ihnen unfair, viel zu spenden, wenn Andere, die vielleicht sogar mehr haben als sie, nichts oder nur wenig spenden.
+ *] [*"Creating a Culture of Giving"*]:
+ *] Konträr zu Jesus und Maimonides soll man sehr wohl der Welt zeigen, dass und wieviel man spendet, um das Spenden zu normalisieren und zu propagieren; dabei wiegt das Publizieren des eigenen SpendenBetrags im Verhältnis zum GesamtVermögen mehr als das Markieren von Theater-Sälen mit dem eigenen Sponsoren-Namen.
+ *] SpendenKampagnen, die im oft erfolgreichen Appell an die evolutionierte Psychologie z.B. ein einzelnes "adoptierts" Kind in den MittelPunkt stellen, laufen Gefahr (so das Geld wirklich nur dorthin geht), vor Ort die GesamtBesserung der LebensBedingungen zu vernachlässigen und Neid unter vormals Gleichen zu provozieren.
+ *] Altruismus-Default mit Opt-Out-Möglichkeit statt Opt-In-Altruismus motiviert Leute, die sich sonst nicht zu altruistischen Schritten entschließen würden; Beispiel Deutschland vs. Österreich bei OrganSpendenAusweis. Vorschlag: ein freiwilliger Prozent SpendenAbgabe vom Einkommen; niedrig genug, dass nur wenige es abwählen.
+ *] InfrageStellung der "Ideologie" des EigenInteresses: Amerikaner vor allem rechtfertigen gerne jedes Handeln mit Egoismus, NächstenLiebe ist ihnen peinlich. Egoismus als selbst-erfüllende Prophezeiung. Unglaube gegenüber altruistischer Motivation, gegenüber SelbstLosigkeit Anderer.
52c52,69
- *] …
+ *] [*"Your Child and the Children of Others"*]:
+ *] Erwarten wir nicht noch vom größten Wohltäter, dass er seinen Nächsten, etwa seinen Kindern, mehr Hilfe angedeihen lässt als Fremden? Wer zeigt, dass er das Wohl der eigenen Kinder für sich nicht um ein bestimmtes Maß höher bewertet als das der Anderen, erfährt viel moralische Verachtung von unseren Normen.
+ *] Ein gewisses Maß an z.B. Familien-bezogenem Egoismus ist vielleicht sinnvoll; die Psychologie des heranwachsenden Kindes verlangt eine gegenüber Anderen privilegierte Beziehung, sonst entwickelt es einen Knacks. Auch andere Egoismen, Privilegien können im EndEffekt mehr Gutes statt Schlechtes entfalten.
+ *] Der utilitaristisch richtige Grad zwischen Egoismus und Selbstlosigkeit ist also AbwägungsFrage. Singer schlägt vor, Ansprüchen meines Gemüts entsprechend das Wohl der Nächsten gegenüber dem Fremder zu bevorzugen, aber nur bis zu einem gewissen Maß; sind die Nächsten abgesichert, expandiere die Hilfe nach außen.
+ *] Außerdem bedarf es einer gewissen Nachlässigkeit im ethischen Rigorismus gegenüber dem, was die menschliche Psychologie im Durchschnitt zu Stande bringt, damit das Rekrutieren von HilfsLeistungsWilligen sich auf mehr Menschen stürzen kann statt nur eine geringe RandMenge der bis ins krankhafte Selbstlosesten.
+ *] [*"Asking Too Much?"*]:
+ *] Kritik der Fairness-Theorien zum korrekten SpendenMaß: Wenn von 1000 Spenden-Fähigen nur 100 spenden, müsste sich mein Beitrag an der Aufteilung der hundert Spender orientieren, der Rest ignoriert werden. Außerdem ist es ethisch fragwürdig, ein Prinzip wie Fairness höher zu bewerten als das Leben von vielen Millionen Menschen.
+ *] Einige Theorien setzen eher bestimmte MindestLebensQualitäten, die man sich trotz Spende bewahren müsse; definieren diese mal mehr, mal weniger großzügig. Da sie verlangen, [/alles/] zu spenden, bis ein Einschnitt in diese MindestLebensQualitäten erfolgt, können radikale Maße hier mehr von einem verlangen als Fairness-Theorien.
+ *] All diesen SpendenTheoretikern ist aber gemein, dass sie ein üblicherweise weit über der heutigen Norm liegendes Maß an Spenden zur Bekämpfung des Leids der Elenden vom Einzelnen verlangen.
+ *] Singer naserümpft über "Philanthropie", die im exzessiven Sponsoring von schöngeistiger Kultur o.ä. besteht; gewähren wir Museen viele Millionen Thaler, um überteuerte Gemälde einzukaufen, sollten wir berechnen, wieviele Kinder vor Tod und Elend durch dieselben Summen bewahrt werden könnten.
+ *] [*"A Realistic Approach"*]:
+ *] Pragmatisch weiß Singer, dass sein Argument kaum viele Leute überzeugen wird, so viel zu spenden, dass ihr Verzicht dem beseitigten Leid entspricht. Statt mit so hohem Anspruch auf einer kleinen Zahl der Selbstlosesten sitzen zu bleiben, sollte ein allgemeiner moralischer Standard möglichst viele Geld-kräftige Menschen erreichen.
+ *] Ein nachlässigerer moralischer Standard heißt nicht, dass der Einzelne sich nicht zu mehr angetrieben fühlen kann. Er wäre aber die Norm, an der man Anlässe für Lob (Einhalten, ÜberErfüllen) oder Tadel (UnterErfüllen) festmachen könnte – soziale DruckMittel/Anreize, die das SpendenVolumen in die gewünschte Höhe treiben könnten.
+ *] Zu hohe Forderungen können Menschen auch ganz abschrecken und ihren bei geringeren Forderungen gegebenen SpendenWillen ganz zerstören. Außerdem gewährt Singer Raum für die These, dass das Ziel Reichtum ein Anreiz für Innovation und andere das Wohl der Menschen verbessernde Sachverhalte sein kann. Nicht notwendig alles einebnen.
+ *] Trotzdem sollten Wohlhabende auch einen höheren Prozentsatz spenden; ihr Lebensstandard wird durch größere Einschnitte nicht empfindlich gesenkt. Er schlägt als allgemeine SpendenMoral ein progressives Modell vor, das bei 5% für normale Einkommen beginnt (ab $100.000; ich wäre nicht betroffen), sich dann weiter steigert.
+ *] Abschließend lockt er noch mit dem finalen Anreiz: dass nachweislich das Geben, sei es von Blut oder Zeit oder Geld, in Form von Hilfe für Mitmenschen nachweislich Glück und Gesundheit bringe.
+ *] [*Nachwort*]:
+ *] Kleine ErfolgsMeldungen. Nicht nur die ganzen positiven Individual-RückMeldungen auf das Buch, wo Leute den Pledge auf der angebundenen Website gezeichnet haben; sondern auch eine messbare Verringerung der Zahl der unter Bedingungen von extremer Armut sterbenden Kindern qua Meldung von UNICEF; der Kampf gegen das Elend, er lohnt also.
0a1,52
+ Buch Peter Singer 2009/2010
+
+ Lektüre-Notizen:
+ *] [*Vorwort:*]:
+ *] Eigentlich sind wir auf einem ganz guten Weg: Noch nie ging es einem so hohem Prozentsatz der Menschheit materiell so gut; und noch nie einem so geringen Prozentsatz materiell extrem schlecht. Trotzdem beträgt die Zahl der Leidenden in der GesamtMenge der Menschheit immer noch viel zu viele Millionen; & dass es so vielen so gut geht, belegt VerteilungsBedarf.
+ *] Singer verspricht einerseits ein radikales ethisches Argument, dass uns Wohlhabenden massiv höhere Abgabe-Pflichten auferlegt; und andererseits, dass er dieses Argument im Nachgang relaxen wird, um uns nicht zu verschrecken, um uns einen leichten Einstieg zu ermöglichen, der aber hoffentlich noch mehr nach sich ziehen wird.
+ *] [*"The Argument"*]:
+ *] [*"Saving a Child"*]:
+ *] Die meisten Zeugen eines ertrinkenden Kindes fühlen sich verpflichtet, es zu retten, auch unter Hinnahme diverser Unannehmlichkeiten, Beschädigung ihres Eigentums und Zeitplans. Warum lassen wir dann massenweise Kinder unter unerträglichsten Umständen krepieren, wo Hilfe schon unter geringsten Zugeständnissen möglich wäre?
+ *] Demonstration: wie furchtbar und selbstverstärkend die LebensBedingungen der anderthalb Milliarden Ärmsten sind; wie absurd über-versorgt das Leben der Milliarde der Reichsten; selbst derer, die im Westen als arm gelten. Häme für SuperReichenLuxus, aber auch für sich aufsummierende kleinere Verschwendungen der MittelSchicht.
+ *] Anousheh Ansari als WeltraumTourist ist Singer ParadeBeispiel für verschwenderischen Luxus, der besser in die Armen investiert wäre; aus meiner Sicht lässt sich aber gerade der WeltraumTourismus als FinanzMittel der RaumFahrtForschung zur lohnenden Investition ins langfristige MenschheitsWohl verargumentieren.
+ *] [*"Is It Wrong Not to Help?"*]:
+ *] Bereitschaft zum Verzicht, um Menschen in größerer Not zu helfen, wirft die Frage auf, wie weit die Verzichtbarkeit reicht. Radikaler Ansatz: Gleiche so lange aus, so lange das abzumildernde Leid größer ist als das Leid, das dir der Verzicht bereiten würde.
+ *] Singer gesteht zu, dass die Bewertung des Leids, das mir ein Zugeständnis an die anderen Leidenden bereitet, subjektiv ausfalle; vertraut aber darauf, dass bei ehrlicher SelbstReflektion im Abgleich mit dem Leid der Ärmsten ich noch sehr viel Zugeständnis als erträglich empfinde.
+ *] Das Leid der Anderen, das Leid der Entfernten: Ist der Schmerz der Eltern in einem der Armenhäuser der Welt für ihr verhungerndes Kind denn geringer, nur weil sie so weit von mir entfernt sind?
+ *] Religiöse Legitimation: Predigen nicht alle WeltReligionen das Abgeben des eigenen Überflusses an die Armen? Konkrete Abgaben-Sätze ab einem gewissen Mindest-Wohlstand im Islam; die früh-christliche Häme der Reichen und das Verbot, den Armen das Nötige vorzuenthalten; und in John Locke sogar ein liberaler KronZeuge solcher Gebote.
+ *] [*"Common Objections to Giving"*]:
+ *] [/Sollte nicht jeder selbst entscheiden, ob und wieviel er spenden möchte?/] Singer sagt, er kann niemanden zwingen, höchstens überzeugen. Jede individuelle Entscheidung moralisch gleich richtig zu nennen sei aber moralischer Relativismus; so lassen sich auch KatzenQuälerei oder Schlimmeres moralisch dulden.
+ *] [/Warum sollte ich mein hart verdientes Geld nicht egoistisch verwenden?/] Nicht allein aus harter Arbeit entsteht Erfolg, sondern aus gesellschaftlichen Bedingungen; die Ärmsten arbeiten oft härter und bekommen dafür nichts. Gerecht wäre es, die gesellschaftlichen Bedingungen für sie zu bessern, damit der Satz auch für sie gilt.
+ *] [/Was schulde ich den Ärmsten, bin doch nicht schuld an ihrem Elend?/] Tatsächlich beuten Wohlstands-Länder die ärmsten Länder aus und perpetuieren ihr Elend. Mit übermäßigem Reichtum geht übermäßige Macht einher, die die Ohnmacht der Ärmsten vergrößert. Wir profitieren von ihrer Armut. Unser Konsum zerstört ihre Umwelt.
+ *] [/Geben wir nicht schon massig?/] Zumindest für die USA antwortet Singer mit "Nein". Staatlicherseits investiert Amerika unterdurchschnittlich in EntwicklungsHilfe, und UnterDurchschnitt bleibt, wenn man private Philanthropie dazurechnet. Von letzterer geht das Meiste in Kirchen, die kaum was an die WeltÄrmsten geben.
+ *] [/Perpetuiert Philanthropie nicht Abhängigkeit der Ärmsten oder Duldsamkeit des prekarisierenden Systems?/] Ja, das kann schon sein; falsch gerichtete Philanthropie. Wenn das deine Sorge ist, investiere dein Geld in Selbständigkeits-Förderungen für die Ärmsten oder in die Gruppen und Instrumente der Revolution.
+ *] [/Sollte ich das Geld nicht lieber jetzt klug investieren, um später mehr zum Spenden zu haben?/] Kann eine Überlegung wert sein, wenn du Warren Buffet bist; im Zweifel aber lieber reales Geld spenden statt auf künftiges zu spekulieren. Außerdem: Elend lieber jetzt im Keim ersticken, als sein Wachstum abwarten.
+ *] [/Wenn wir alles verspenden, verarmen wir dann nicht, schaden wir nicht unserer Wirtschaft?/] Unters Niveau der Ärmsten können wir nicht fallen, sonst würden wir an uns selbst spenden. Und je mehr Menschen wir aus dem Elend empor heben, desto mehr Wirtschafts-fähige MarktTeilnehmer, HandelsPartner stehen uns zur Verfügung.
+ *] [*"Human Nature"*]:
+ *] [*"Why Don't We Give More?"*]:
+ *] Die Differenz zwischen dem nach Singers ethischen Prämissen korrekten Handeln und dem tatsächlichen als moralisch und sehr wohl durch Nächstenliebe angetriebenen Handeln der Menschen lässt sich vor allem Evolutions-psychologisch erklären:
+ *] Affekte treiben uns stärker und schneller zum Handeln als Vernunft. Unsere Affekte werden stärker angesprochen von vereinzelten Gesichtern statt von abstrakten Zahlen. Menschen geben um ein Vielfaches mehr zur Rettung eines eindeutig identifizierten Kindes als zur Rettung einer Vielzahl von Kindern.
+ *] Betroffenheit und HilfsDrang sinken mit ansteigender Distanz und Fremdheit. Immerhin: Globalisierung und moderne Kommunikations-Medien führen uns alle näher aneinander. Aber auch: Seit es uns in unseren Ländern immer besser geht, müssen wir umso weiter blicken, um die eigentlich Elenden zu erreichen.
+ *] HilfsWilligkeit sinkt, je relativ kleiner eigener Beitrag wirkt: Für selbe absolute Zahl Rettbarer sinkt HilfsBereitschaft, je geringer ihre relative Größe zur Zahl der Unrettbaren ist. Nur Tropfen auf heißen Stein! Ähnlich Kitty-Genovese-Dilemma: Je mehr passive Beisteher, desto geringer die eigene HilfsBereitschaft.
+ *] Monetäre/finanzielle Hilfe gibt kein [/warm/fuzzy feeling/]; Monetarisierung von menschlichen Beziehungen entleert sie affektiv; in Geld denken ist psychologisch in Autarkie denken. Deshalb z.B. kein Geld gegen BlutSpenden: Würde altruistisch-gemeinschaftliche Anreize abwürgen und in Summe das Gut wohl eher verknappen.
+ *] Gerechtigkeits-Denke: Menschen versagen sich sogar selbst Geld, wenn es ihrer (Selbst-)Gerechtigkeit widerspricht; lassen sich lieber gar nicht entlohnen als zu niedrig. Ebenso erscheint es ihnen unfair, viel zu spenden, wenn Andere, die vielleicht sogar mehr haben als sie, nichts oder nur wenig spenden.
+ *] [*"Creating a Culture of Giving"*]:
+ *] Konträr zu Jesus und Maimonides soll man sehr wohl der Welt zeigen, dass und wieviel man spendet, um das Spenden zu normalisieren und zu propagieren; dabei wiegt das Publizieren des eigenen SpendenBetrags im Verhältnis zum GesamtVermögen mehr als das Markieren von Theater-Sälen mit dem eigenen Sponsoren-Namen.
+ *] SpendenKampagnen, die im oft erfolgreichen Appell an die evolutionierte Psychologie z.B. ein einzelnes "adoptierts" Kind in den MittelPunkt stellen, laufen Gefahr (so das Geld wirklich nur dorthin geht), vor Ort die GesamtBesserung der LebensBedingungen zu vernachlässigen und Neid unter vormals Gleichen zu provozieren.
+ *] Altruismus-Default mit Opt-Out-Möglichkeit statt Opt-In-Altruismus motiviert Leute, die sich sonst nicht zu altruistischen Schritten entschließen würden; Beispiel Deutschland vs. Österreich bei OrganSpendenAusweis. Vorschlag: ein freiwilliger Prozent SpendenAbgabe vom Einkommen; niedrig genug, dass nur wenige es abwählen.
+ *] InfrageStellung der "Ideologie" des EigenInteresses: Amerikaner vor allem rechtfertigen gerne jedes Handeln mit Egoismus, NächstenLiebe ist ihnen peinlich. Egoismus als selbst-erfüllende Prophezeiung. Unglaube gegenüber altruistischer Motivation, gegenüber SelbstLosigkeit Anderer.
+ *] [*"The Facts about Aid"*]:
+ *] Skepsis zur Wirksamkeit, finanzielle Sorgsamkeit von HilfsOrganisationen hemmt Spenden. Singer antwortet mit Verweis auf Institutionen wie GiveWell als Prüfer/TransparenzMaschinen für Charity-Effizienz. Außerdem kommt auch bei nur halb-effizienten Organisationen mehr Geld bei den Elenden an als wenn ich auf eine Yacht spare.
+ *] Geht ein hoher Spenden-Anteil für Mitarbeiter einer Hilfs-Organisation drauf, kann das auch heißen, dass man hier hoch-qualifizierte Kräfte einsetzt; dass das übrige Geld umso zielgerechter wirkt. Statt "wieviel Geld kommt am Ende an" setzt Singer als Maßstab zur Bewertung auf "welche Folgen zeigt der Geld-Einsatz".
+ *] In Folge viele Rechen-Beispiele: Wie teuer ist das Retten eines MenschenLebens? Dekonstruktion einiger populistischer Versprechen ("$100 für Malaria-Netze retten zehn Menschen!"); gute Projekte verbrauchen üblicherweise zwischen einigen hundert bis tausend Dollar für ein gerettetes Leben.
+ *] Ein amerikanisches Leben zu retten kostet dagegen im Durchschnitt ein paar Millionen Dollar. Wer an Charities für die Elendesten spendet, rettet also sehr viel mehr Leben. Auch unabhängig von Lebens-Rettung wirkt ein unter den Elendesten eingesetzter Dollar vielfach mehr positiv-lebensverändernd als irgendwo anders.
+ *] Verschiedene Hilfs-Modelle; direkte medizinische Interventionen, oftmals nach westlichem Maßstab Routine und trivial, billig, besorgen enorme LebensVerbesserungen; Hilfe zur Selbst-Hilfe: Mikro-Kredite, befreien immerhin aus VerschuldungsKreisläufen und bewirken statistisch messbare soziale Verbesserungen.
+ *] Modelle, nach denen die Geholfenen selbst mitbezahlen, mit kleinen GeldBeträgen oder durch kommunalen Arbeits-Einsatz, versprechen durch größeres persönliches Investment größere Inanspruchnahme der LebensVerbesserungs-Angebote.
+ *] [*"Improving Aid"*]:
+ *] [/Aber haben Unmengen gespendeter HilfsGelder bisher nicht zu wenig bewirkt?/] Tatsächlich fließt relativ wenig Geld in Hilfe der AllerÄrmsten; das Meiste ist eher, oft kontraproduktiv, an geopolitische und wirtschaftliche Interessen gekoppelt (unser Geld kriegt ihr nur, wenn ihr unsre überteuerten Produkte kauft).
+ *] [/Sollten wir nicht lieber protektionistische westliche AgrarSubventionen kürzen?/] Tatsächlich unterdrücken sie die MarktFähigkeit vieler armer Länder. Aber zu starker politischer Wille steckt dahinter; Geld das direkt an ElendsMilderung der Ärmsten fließt ist wahrscheinlich wirksamer investiert als in AgrarSubventionenKampagnen.
+ *] Überhaupt: Zu oft wird das Ziel der ElendsMilderung mit dem des AufPeppelns der VolksWirtschaften verwechselt. Ob letzteres ersteres befördert, sollte genau begutachtet werden. Manchmal ist WirtschaftsErfolg keine Option. Und in manch vergleichsweise armem Land geht es den Ärmsten besser als in manchem reichen Land.
+ *] Breit gestreute direkte Hilfe in kleinen Communities kann mehr bewirken als das AufPeppeln eines Staates, einer Nation; [/bottom-up/]. Gleichzeitig sind Hilfen bei den Staaten anzuraten, wo durch Stabilität der Regierung ein BürgerKrieg verhindert, öffentliche Infrastruktur ermöglicht wird usw. Ja, gibt ErfolgsBeispiele.
+ *] [/Aber fördern wir durch Hilfe nicht die ÜberBevölkerung und damit künftige HungerKatastrophen?/] Die KinderwurfRate sinkt mit Anstieg von WohlStand, sozialer Sicherheit. Und so lange wir unser Getreide vor allem als AutoTreibstoff und zur extrem verschwenderischen FleischErzeugung verbrauchen, haben wir genug FutterPuffer.
+ *] [*"A New Standard For Giving"*]:
+ *] …