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Genealogie: Die Institutionen sind nicht einfach für sich oder waren im Kern schon immer gleich; verfolgt man ihre Genese, findet man heraus, aus was für zum Teil recht unvermuteten Kontexten sie ihr Material beziehen, nach welchen anderen Windrichtungen sie auch schon wehten, was für andere Bedeutungenund Projekte undWerte ebenfalls in ihnen angelegt sind anstatt der Enge von Erwartungen undWertungen, die wir ihnen aus dem Hier und Jetzt antragen.
Autor glaubt nicht an die omnipotente Allgegenwartund Allsinnhaftigkeit der Privat-Publik-Dichotomie. Man fasse darunter recht instabil verschiedene Kontraste, die zum Teil recht wenig miteinander zu tun hätten, sich aber trotzdem in eine gemeinsame Bewertungs-Gemeinschaft zwingen. Löst man diese durch Zergliederung auf, wird man an manchen Stellen den Wert der Privat-Publik-Trennung besser prüfen und vielleicht lockern können.
Was war so offensive daran, dass Diogenes von Sinope öffentlich masturbierte? Geuss begründet eine Ausgrenzung bestimmter Erscheinungen vom öffentlichen Raum aufgrund deren störender Wirkung: Was eklig ist (Körper-Ausscheidungen), was Neid erweckt (Genuss); was meine Aufmerksamkeit auf sich zwingt, ob ich willoder nicht (Verstoß gegen die Filter-Souveränität). Ins Private gehört etwas, damit es die Regeln des öffentlichen (= allen zugänglichen, sichtbaren) Raums nicht stört.
Etymologie: publicus via populus / poplus / pubes. Unvermeidlich der Witz, "public" leite sich von "private parts" ab. Gemeinsamer, evtl. identischer Körper der geschlechtsreifen Knaben/Männer, Wehrfähigen/Soldaten, Bürger. Die res publica ist die Gesamtheit der gemeinsamen Besitztümer, die gemeinschaftliche Machtstruktur, das was diese Gemeinschaft betrifft (anstatt nur Einzelne) und das gemeinsame Wohl.
Der res publica nicht implizit: dass das Gemeinsame das gemeinsam Entschiedene sei, das Wohl jedes Einzelnen bedeuteoder auch nur gegenüberallen lesbar zu sein habe. In der Frühgeschichte Roms der Kampf um die Gesetzestafeln, die zwar alle betrafen, aber nicht allen bekannt sein durften; "publik" heißt noch nicht "öffentlich zugänglich".
Augustinus hält es für völlig unvorstellbar, dass Menschen für jedermann sichtbar, umgeben von Fremden Sex haben können, und bezeichnet deshalb dementsprechende Erzählungen über die Kyniker als Lüge. Die natürliche Reaktion der Umstehenden auf sowas wäre Abscheuund Bespucken, und dass irgendeine zwischenmenschliche Hitze unter fremden Augen entstehen könnte, hält er wohl auch für einen Widerspruch zum Kosmos.
Augustinus erfindet eine dritte Bedeutung des Privaten, auch wenn er das schon anderweitig besetzte lateinische Wort meidet: das Innere, mein Kern, nur Gott begreiflich und mir nur durch Nähe zu ihm (ich muss ihn lieben, um in den Genuss seiner Perspektive zu kommen) ergründbar. Dieses innere Geheimnis bleibt den Anderen verborgen, sei ich nunalleinoder mitten in einer Menschenmenge. Nicht mein Handeln oder Stand in der äußeren Welt, sondern dieses Innere ist mein wahrer, der höchste Wert.
Spiritualität, das Bemühen um eine Innerlichkeit verbunden mit einer übernatürlichen Transzendenz, ist zugleich die erste Psychoanalyse. Augustinus spürt einem Selbst nach, das übers Rational-Begriffliche hinausgeht, individuelleGeschichte der Emotionen/Affekte, nie ganz zu fassen, eine Suche die nie zum fertigen Ergebnis kommt; und zugleich eine Objektivierung durch die Reflektionsfläche eines Anderen sucht, bei Augustinus die personifizierte Transzendenz Gottes, bei der Psychoanalyse der Doktor Freud.
KleinesPost-Privacy-Teasen: Sollte man nicht lieber die Öffentlichkeit zu mehr Toleranz gegenüber Anderssein und Fehlern erziehen, anstatt Festungen gegen ihre Intoleranz aufzubauen? Der Liberalismus aber halte dieses Ziel für naiv bzw. eines abzulehnenden totalitären Menschheit-Umerziehungs-Projektes bedürftig.
"The Right to Privacy" entstand, weil Samuel Warrens Ehefrau unzufrieden damit war, in der Zeitung über ihre Heim-Parties zu lesen. Da musste sich Samuel eine Rechtslogik gegen ausdenken.
Wir findenkeine Privat-Publik-Trennung qua Natur, schon weil dieser Dualismus-Begriff zu viele unterschiedliche und auseinanderliegende Phänomene bezeichnet, als dass sich ein stabiler gemeinsamer Kern ausmachen ließe. Jedes Argument auf Basis dieser Trennung gehört darauf abgepocht, was es eigentlich konkret meint; und was dabei rauskommt, verdient eine Bewertung auf seinen eigenen Beinen, kann sich nicht einfach auf die Bewertung anderer Trennlinien berufen, die zufällig den gleichen Namen tragen.