"Archäologie des Wissens", Buch von Michel Foucault.
Lektüre-Notizen:
- 2010-04-09 01.45h bis 2.45h: "Einleitung", erster Anlauf
- Eben habe ich "Überwachen und Strafen" ausgelesen und nun dieses Buch hier im Regal gefunden. Bis eben dachte ich, ich hätte es vor Jahren an S.U. verliehen, aber siehe da. (Bei näherem Nachdenken fällt mir ein, dass ich nur mal dasselbe Buch bei S.U. im Regal fand, darüber erstaunt war und im weiteren Verlauf des Abends es ziemlich der Party dort zum Opfer fiel.)
- Erster Absatz:
- plom liest den Einleitungssatz. Ü&S beeindruckte am Anfang durch eine Hinrichtungsszene; AdW durch einen in der deutschen Übersetzung zumindest ausgesprochen anspruchsvollen Fremdwörter-Satz mit zwölf Zeilen Länge, die das erlösende und erklärende Prädikat bis auf die letzten drei Wörter aufschieben. plom musste den Satz mehrfach lesen, um möglichst viel aufzusaugen; als Aufzählung vielfältiger Qualitäten erscheint die Eingeschränktheit eines ersten Verständnisses auf nur einen Teil der Aufgezählten aber verzeihlich.
- plom denkt sich auch gleich, bei den anskizzierten Inhalten: Ah, Chronologiekritik! (Historikerkritik.)
- Ein übernächster oder überübernächster Satz muss schon wieder mehrfach gelesen werden; plomlompoms Verständnis scheitert an Begriffsstutzigkeit gegenüber Wörtern wie "Loshakungen" und "Skansionen". Er vermutet poststrukturalistisches Geschwurbel. Netter eingeschätzt: die Andeutung struktureller Komplexitäten, die über einfache Linearitäten usw. hinausgehen und unübliche Begriffe/Metaphern verlangen.
- Bis zum Ende des ersten Absatzes ist plomlompom erleichtert über jede beispielhafte Konkretion neben dem Strukturbegriffe-Suchen. Es scheint um das Wie der Geschichtsschreibung zu gehen. Welchen Formvorgaben, Suchanfragen sie folgt. Foucault skizziert einen Bruch zwischen einem Fragenkatalog der traditionellen Geschichtsschreibung und einem Fragenkatalog einer neueren; sehr gut nachvollziehen kann plom die Natur dieses Bruches aber noch nicht. Er überlegt, ob vielleicht der neuere Fragenkatalog mehr meta sei als der ältere, sich mehr der Formfrage widme.
- Zweiter Absatz:
- Foucaults Stil ist der der Aufzählung: Er zählt gerne verschiedene Facetten einer Qualität auf, nicht einfach als Adjektive sondern als ganze wortreiche Umschreibungen, von denen keine in sich das Ding vollständig ausdefiniert, in ihrer Gesamtheit aber wohl schon irgendwie ein Ganzes aufglänzen, ertastbar gemacht werden soll. Kein sehr griffiger, selten ein präziser Stil. Hat aber den Vorteil, das schlechte Gewissen zu dämpfen, wenn man mal einen Punkt nicht kapiert. (Unterstützt dadurch, dass das Differenzierungsgleichgewicht zwischen den einzelnen Aufzählungspunkten nicht immer notwendig oder folgerichtig erscheint.) Und hat oftmals eine schöne Dramaturgie und natürlich einen poetischen Klang.
- plom bekommt den Eindruck, einem interessanten Gedankengang auf der Spur zu sein, spürt aber auch seine ansteigende Müdigkeit. Wie weit wird er wohl kommen? Wird er den zweiten Absatz noch schaffen und einigermaßen gedanklich für dieses Wiki ausbeuten können? (Auch: Der Wecker ist auf 8.30 Uhr gestellt. Ein paar Stunden Schlaf vorher wären schon ganz genehm.)
- Das Interesse am Bruch:
- Er befreit das, was entstanden ist, von seinem genealogischen Ballast. Das Gewordene hat jetzt ganz seine eigene Qualität.
- Er legt offen, dass etwas nicht nur das In-Sich-Gewachsene ist, sondern vor allem auch die Vielfalt seiner Benutzungen, Zweckentfremdungen, Kontexte. Postmoderne Zerstückelung und Remix ahoi!
- Er hat immer eine andere Qualität, ob man ihn sich nun vom Nahen mit der Lupe oder aus der Ferne im 'big picture' ansieht.
- Die Vergangenheit zerteilt und verschmilzt, heterogenisiert oder homogenisiert sich auch immer wieder neu, je nachdem von welcher Gegenwart aus man zurück schaut.
- Begriffsnetz wird immer abstrakter. Zweifel, ob plom den ersten Lese-Anlauf noch lange durchhalten wird. "Skansion" erscheint erneut und wird in der deutschen Wikipedia nachgeschlagen, der der Begriff unbekannt ist. Erst http://www.literatur-hausarbeiten.com/literarische-gattungen/lyrik/Skansion.php gibt eine wenig befriedigende Erklärung.
- Den Teil zu den "Architektonischen Einheiten" kapiert plomlompom überhaupt nicht. Erst gegen Ende des Absatzes kehrt dann wieder etwas Erahnen zurück: ein Bruch in Literatur-analytischen Interessen? Vorher: die Suche nach Eingebundenheit in große Sinn-Konstrukte, nachher: die Suche nach den formalen Eigenschaften.
- An dieser Stelle gibt plomlompom vorerst auf.